BIM und Architekten

Ein echter Paradigmenwechsel steht bevor

Beitrag von Christine Degenhart, Architektin und Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer

Building Information Modeling gilt als Planungsmethode der Zukunft. Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten und Innenarchitekten haben den Einführungsprozess der Planungsmethode BIM in den letzten Jahren durchaus kritisch begleitet. Die Entwicklung zeigt jedoch: Je mehr wichtige und für den Berufsstand existenzielle Fragen geklärt werden können, desto mehr Akzeptanz und Wertschätzung wird die Planungsmethode BIM erreichen. Ein Gastkommentar.

Umfrage zur BIM-Nutzung

Belastbare Zahlen, wie bekannt BIM überhaupt ist und wie viele Architekturbüros in Deutschland tatsächlich bereits mit BIM arbeiten, liegen erst seit kurzem vor. Sie basieren auf einer bundesweiten Befragung der Bundesarchitektenkammer unter den Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen aus dem vergangenen Jahr.

15.206 Mitglieder der Länderarchitektenkammern haben daran teilgenommen.

  • Zwölf Prozent der Befragten gaben an, BIM zu kennen und auch damit zu arbeiten.
  • Zwei Drittel kennen BIM, nutzen es jedoch nicht.
  • Lediglich für 22 Prozent der Befragten ist BIM noch kein Begriff.
  • Wird BIM genutzt, geht es bei rund 60 Prozent der Büros darum, die Büro- und Projekteffizienz sowie die Projektqualität zu steigern, auch wenn die Möglichkeit, mit allen Projektbeteiligten an einem Modell zu arbeiten, überwiegend noch nicht genutzt wird.
  • Rund zwei Drittel der BIM-Nutzer gaben in der Befragung an, Schwierigkeiten beim Datenaustausch mit den anderen Projektbeteiligten zu haben.

Architekten bleiben weiterhin unersetzlich

Für Architekten und Ingenieure bedeutet die Einführung der BIM-Planungsmethode einen echten Paradigmenwechsel, vergleichbar mit der Einführung von CAD-Systemen Anfang der 1980er Jahre.

Die gute Nachricht: Gleichgültig, in welcher Form Architektenleistungen heute erbracht werden, mit dem Zeichenstift, 2D-Werkzeugen oder mit der BIM-Methode – grundsätzlich bleiben die bisher eingeführten Formen der Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten bei Planung und Ausführung auch künftig unverändert. Auch die zentrale Stellung des Architekten als Berater und Treuhänder im Planungs- und Bauprozess steht außer Zweifel.

Aktive Beteiligung bei Verfahren zu Standards und Normen

Wohl ergeben sich jedoch zum Teil geänderte Rahmenbedingungen, ob Normung, Vertragsinhalte, die angemessene Honorierung von Leistungen, Haftungsthemen oder der Einsatz digitaler Plattformen, deren Schnittstellen so gestaltet sein müssen, dass eine effektive Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten möglich ist. Mit jedem Schritt wird es mehr Sicherheit für die Etablierung dieser Planungsmethode geben.

Diese Schritte gehen Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten und Innenarchitekten gerne mit. Sie bringen sich aktiv ein in nationale und internationale Standardisierungs- und Normierungsverfahren zu BIM. Verschiedene Publikationen informieren zum aktuellen Diskussionsstand und geben Architekten und Bauherren Hilfestellung bei der Einführung von BIM. Allerdings müssen weiter Berührungsängste abgebaut und vor allem Wissen über die neue Planungsmethode vermittelt werden.

Bildungsangebote zu BIM

Mit einer entsprechenden Qualifizierung hat man dabei nicht nur den Berufsstand im Blick, sondern ebenso Bauherrenvertreter sowie natürlich ausführende Firmen und Handwerksbetriebe. Denn alle werden mit BIM an einem digitalen Modell arbeiten. Die Akademien bei den Länderarchitektenkammern arbeiten mit Partnern bereits intensiv daran, passende Angebote für Aus-, Fort- und Weiterbildung zu BIM zu entwickeln und durchzuführen. Erst kürzlich haben sie sich auf bundesweit einheitliche Standards in der Ausbildung zu BIM und auf ein einheitliches Curriculum verständigt.

Fazit

Wenn wir als Bayerische Architektenkammer zusätzlich einen Anstoß dazu geben können, Softwareanbieter in einen noch engeren Austausch zu funktionierenden technische Schnittstellen zu bringen, an denen alle Projektbeteiligten effektiv zusammenarbeiten können, und diese Lösungen auch für kleinere und mittlere Unternehmen bezahlbar sind, bin ich sicher, dass dies auf viel positive Resonanz – nicht nur bei unseren Kammermitgliedern – stoßen wird.

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2018 Juli/August