Beitrag von Dipl.-Ing. Michael Weise, IBF Ingenieure München
BIM ist in aller Munde. Mittlerweile hat jeder schon von BIM gehört, jedoch versteht jeder etwas anderes darunter. Im nachfolgenden Beitrag wird daher auf die häufigsten Fragen und Aussagen in Bezug auf BIM eingegangen. Auch die Einführung im Unternehmen sowie die damit verbundenen Vorteile sind Thema.
Die häufigsten Fragen bzw. Aussagen in Verbindung mit BIM sind:
Diese Fragen haben wir uns als IBF Ingenieure im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung auch vor ca. 4 Jahren gestellt.
Auch wir haben damals – wie viele in der Branche – BIM mit einer 3D-Planung verwechselt, auch wenn es schon z.B. in der Technischen Gebäudeausrüstung möglich ist, mit darauf spezialisierten Programmen 3D-Planungen mit integrierten Berechnungen und Massenermittlungen innerhalb einer Software durchzuführen.
Zu den Leitgedanken zum Thema BIM zählen derzeit die Folgenden:
„BIM beschreibt eine Methode der optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden und anderen Bauwerken mit Hilfe von Software. BIM findet Anwendung sowohl im Bauwesen zur Bauplanung und Bauausführung (Architektur, Ingenieurwesen, Haustechnik, Tiefbau, Städtebau, Eisenbahnbau, Straßenbau, Wasserbau, Geotechnik), als auch im Facility-Management“ (Quelle: Wikipedia).
Aus diesem Grund können wir als IBF Ingenieure derzeit nur über unsere Erfahrungen über „Datenbankbasierte Planungen – eine Vorstufe von BIM“ berichten.
Jedes Unternehmen stellt sich zu Beginn die Fragen: Wann ist der richtige Zeitpunkt, mit BIM zu beginnen? und Für wen oder für was ist BIM sinnvoll?
Auf Grundlage der eigenen Erlebnisse aus den letzten 4 Jahren können wir potentiellen Interessenten nur empfehlen, selbst Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln, um die Vorteile der BIM-Methoden für das eigene Unternehmen zu erkennen, zu erfahren und dauerhaft implementieren zu können. Es gibt nicht das „BIM“ bzw. die „BIM-Methodik“.
Als Gesamtplaner der technischen Gebäudeausrüstung haben die IBF Ingenieure, mit einer Vielzahl von Stammkunden und einem Tätigkeitsschwerpunkt im Bereich der Neu- und Umbauten von Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie Krankenhaus-, Labor- und Industriebauten, zuerst mit der Softwareumstellung begonnen. Zunächst wurde eine kleine Gruppe innerhalb des Unternehmens im Zuge der Entwurfsplanung eines reellen Projektes hinsichtlich einer 3D-Planung geschult.
Vorrangig war hierbei das Ziel, eine 3D-Planung sämtlicher technischer Gewerke für die visuelle Darstellung sowie für die Vorstellung, Abstimmung und Koordination mit den anderen fachlich Beteiligten (Architektur / Statiker) zu nutzen.
Nach relativ kurzer Zeit kamen wir bereits zu der Erkenntnis, dass es nicht hilfreich ist, nur die „Striche“ visuell zu koordinieren, sondern dass es elementar ist, die erforderlichen Daten zu Beginn des Projektes richtig in die Datenbank einzutragen.
Denn je nach Leistungsphase bzw. Planungstiefe ist es entscheidend, welche Informationen gepflegt werden müssen, um daraus die notwendigen Ergebnisse zu erhalten für
Erst nach dieser Erkenntnis war es uns möglich, über die Einführung der BIM-Methodik im eigenen Unternehmen nachzudenken und dann zu überlegen, welche Prozesse sich im eigenen Unternehmen und dann auch zukünftig für die gesamte Baubranche sich verändern werden.
Aus diesem Grunde haben wir uns die Frage gestellt: Was nutzt uns das „datenbankbasierte“ Planen?
Dabei sind wir zu den folgenden Programmen bzw. Zielsetzungen für unser Unternehmen gekommen:
Die Umstellung auf Digitalisierung in der Baubranche ist kein Schritt von heute und morgen, sondern wird einige Jahre in Anspruch nehmen. Der Weg in Zukunft sollte uns als Unternehmern hierbei nicht vorgegeben werden, sondern sollte von uns selbst mitgestaltet werden.
Für die Einführung von „datenbankbasierten Planungen“ als Vorstufe von BIM sind dabei sechs wesentliche Komponenten zu beachten:
Erst dann kann man sich als Unternehmen mit Fragen der einzelnen BIM-Anwendungen von der Planung über die Ausführung bis hin zum Betrieb von Gebäuden beschäftigen. Für jeden dieser Aspekte sollte das Unternehmen im Vorfeld Ziele definieren, die für eine BIM-Implementierung umgesetzt werden sollen.
Die Einführung von BIM ist eine Grundsatzentscheidung für eine neue strategische Ausrichtung eines Unternehmens. Die Einführung von BIM im Unternehmen kann nur gelingen, wenn die Mitarbeiter hierfür begeistert werden und die Entwicklung mittragen.
Die wichtigste Erkenntnis ist dabei, dass sich mit BIM nicht die Planungsleistungen und die grundsätzlichen Inhalte verändern, sondern lediglich die Prozesse. Ziel ist es weiterhin, unter den gegebenen Randbedingungen, die besten Lösungen für die Planung, den Bau und den Betrieb eines Projektes zu erarbeiten.
Sowohl durch die Vorgabe des Bundesbauministeriums in Form des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“, BIM bis 2020 stufenweise einzuführen, als auch durch die europäische Konkurrenz, die mit diesen Methoden bereits gute Erfolge verzeichnen kann, ist die Digitalisierung auch in Deutschland nicht aufzuhalten.
Die damit verbundenen neuen Berufsbilder/ Tätigkeitsfelder / Aufgaben, wie z.B.:
sind wichtig und machen zukünftig auch eine verstärkte Aus- und Weiterbildung in Hochschulen, Berufsschulen und Unternehmen erforderlich.
Aktuell ist die Nachfrage von Bauherren und Auftraggebern, die BIM-Methoden sowohl in der Planung, als auch in der Bauausführung einzusetzen, um die daraus resultierenden Modelle sowie Informationen für den späteren Gebäudebetrieb nutzen zu können, noch sehr gering. Aus diesem Grund werden die Projekte derzeit von Planern getrieben, die ihre Planungen über die 3D-Modelle verbessern und die interne Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten abstimmen wollen.
Parallel zu diesen Planungsprozessen beschäftigen sich die Generalunternehmen bereits seit Jahren mit datenbankbasierten Planungen, um diese Daten für ihre Kalkulationen und wirtschaftlichere Bauabläufe zu nutzen.
Bei der zukünftigen gemeinsamen Zusammenarbeit der Planungs- und Ausführungsunternehmen ist auf Folgendes zu achten:
Zu Projektbeginn ist der Grad der BIM-Anwendungen abzustimmen und festzulegen. Dieser ist von den projektspezifischen Anforderungen des Bauherrn, der Planungsbeteiligten, aber auch der einzelnen Bauunternehmen hinsichtlich ihrer eigenen Abläufe, abhängig.
Es kann anfangs auch vorkommen, dass im Einzelfall nur die Informationen in den 3D-Modellen gepflegt werden müssen, die für eine Kollisionsprüfung, oder zur Lösung schwieriger Details/Bereiche dienen sollen. Sollen jedoch Kostenermittlungen auf Grundlage modellbasierter Massenauszüge erfolgen, sind weitere Präzisierungen der Modelldaten notwendig.
Idealerweise werden die einzelnen Fachmodelle der Planungspartner zu einem gemeinsamen Koordinationsmodell verknüpft. Somit können die Kommunikation innerhalb des Projektes sowie die Überprüfung bzw. der Abgleich der Fachplanungen zeitgleich und auf einheitlicher Basis erfolgen. Ein Soll-/Ist-Vergleich kann somit jederzeit, durch den Bauherrn oder anderen Planungsbeteiligten, gemäß den zu Projektbeginn festgeschriebenen Vorgaben erfolgen.
Auf Grundlage abgestimmter Vorgaben und Strukturen der Planungsabläufe können die vorhandenen Informationen als Ergebnis für Ableitungen von Mengen zur Kostenkalkulation, Beschreibungen für die Vergabeunterlagen, Darstellungen von Koordinationsplanunterlagen, zur Optimierung der Bauabwicklungen (Termine/ Kosten) für den Betrieb und Vieles mehr herangezogen werden. Für diese Prozesse stehen nicht die 3D-Modelle, sondern die Daten im Vordergrund.
Wichtig dabei ist jedoch, dass die Planungsinformationen eine einheitliche Datenstruktur aufweisen. Dieses funktioniert nicht, wenn Daten nur in geschlossenen Datenbanken vorhanden sind und nur in nicht zurückspielbare Richtungen ausgetauscht werden.
Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2018 Juli/August