Mustergültige Nachhaltigkeit: Das Öko-Partnerhaus

Beitrag von Dr. Sabine Gerber-Hirt, Deutsches Museum

Die Eröffnung 1991 im Münchner Bauzentrum war schon eine kleine Sensation – war es doch ein ziemlich einzigartiges Projekt, das da unter der Schirmherrschaft der Stadt München mit 138 Partnern aus Industrie, Handwerk, Dienstleistung und gemeinnützigen Organisationen entstanden war: Das „erste ökologische Musterhaus“ verband technische Neuheiten zur Energieeinsparung mit ökologischen Baumaterialien und einem benutzerfreundlichen Design. Die Idee stammt von den Geschäftsführern des Altop-Verlags Paul Wirkus und Fritz Liesch. Entworfen wurde das Haus von Moritz Hauser, der einen „anspruchsvoll gestalteten Holzbau mit alternativem Energiesystem“ konzipiert hatte, der sich „bewusst gegen eine unzeitgemäße, gemütliche Blockhausromantik wendet“ [1].

Die Architektur oder was ist Öko am Partnerhaus?

Das Öko-Partner-Haus ist ein Holzständerbau mit Wandelementen aus Porenbeton; als Dämm- und Isolationsmaterial werden Zellulose, Kokosfaser und Holzwolle verwendet. Alle Baustoffe sind gesundheitsverträglich, energieextensiv und umweltgerecht: So besteht der Porenbeton aus Sand und Kalk, der durch Aluminium-Zementpulver aufgeschäumt wird und einen dreimal so hohen Dämmwert wie Ziegel besitzt. Für die Wände, Einbaumöbel und Böden werden heimische Hölzer verwendet. Durch eine stufenartige Gliederung von Süd nach Nord sowie einen schützenden Erdwall bietet das Haus Schutz gegen Kälte und nutzt die einfallende Sonnenstrahlung optimal: Im Süden hat es eine Glasfassade und einen zweigeschossigen vorgebauten Wintergarten mit offener Galerie. Das dritte Geschoss mit schrägem Dach sowie Ost- und Westfassade sind weniger lichtdurchlässig und die Nordfassade schließlich ist fast fensterlos und schottet das Haus ab. Ein Grasdach verbessert die thermische Isolation und sorgt im Winter wie im Sommer für Temperaturausgleich. Auch der Grundriss des Hauses ist in unterschiedlich warme Nutzungszonen aufgeteilt: Schlafzimmer und das Treppenhaus liegen im kälteren Norden und das Wohnzimmer im wärmeren Süden. Sonnenkollektoren liefern im Jahresmittel 80% des Warmwassers und 60% der Heizenergie. Eine Gasbrennwert-Heizung mit Wärmetauscher und Abgasreinigung liefert die darüber hinaus benötigte Wärme. Eine Photovoltaikanlage schließlich speist die Niedervolt-Beleuchtungsanlage und die Haustechnik; überschüssige Energie geht ins Stromnetz.

Die Nutzung des Hauses oder gelebte Nachhaltigkeit

Das Öko-Partnerhaus diente von 1990 bis 2000 als Ausstellungs- und Informationszentrum, in dem sich zukünftige Bauherren und ökologisch interessierte Bürgerinnen und Bürger über umweltgerechtes Bauen informieren und umweltorientierte Unternehmen ihre Produkte, Dienstleistungen und Initiativen präsentieren konnten. In den 10 Jahren besichtigten ca. 500.000 Menschen das Haus.

Als 1999 das Ausstellungsgelände in Münchens Alter Messe schloss, sollte das Öko-Partnerhaus wie die anderen Musterhäuser abgerissen werden. Da das aber nicht im Sinne einer nachhaltigen Nutzung war, suchte man nach einer Nachnutzung. 2000 wurde das Gebäude demontiert und in der Nähe von Magdeburg wieder aufgebaut, wo es bis heute als Tagungsort und Jugendzentrum dient [2]. Von außen sieht es noch fast genauso aus wie vor 35 Jahren und auch die Inneneinrichtung sowie die Heizung und Photovoltaikanlage sind noch funktionsfähig. Neu ist lediglich eine Fluchttreppe, die aufgrund der heute strengeren Bauauflagen angebaut werden musste. Außer dem wurde das Wasserbecken im Wintergarten durch einen Pflanztrog ersetzt, weil die hohe Luftfeuchtigkeit das Holz zu schädigen drohte.

Das Holzmodell des damals brandneuen Öko-Partner-Hauses konnte das Deutsche Museum 1992 für die damals neu entstehende Ausstellung Umwelt als Leihgabe einwerben und stellte es bis 2022 als Prototyp für ein modernes, ökologisches Gebäude aus. 2023 wurde das Exponat dem Museum vom Altop-Verlag dankenswerterweise geschenkt. Es soll in der neuen Ausstellung zu den Themen Umwelt, Klima und Ressourcen nun auch wieder in München der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Quellen

  1. Rolf-Peter Käter: „Das Öko-PartnerHaus im Münchner Bauzentrum“, ca. 1990
  2. Cornelia Heller „… in die Jahre gekommen: öko-Partner-Haus in Friedensau“. In: Deutsche Bauzeitung 153 (2019) H. 11, S. 56-61

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 04/2024 JUL/AUG