Beitrag von Silvia Stettmayer, Redaktion TiB
Gut ein Jahr ist vergangen, seit im Juni 2020 die Bundesregierung im Rahmen des Corona-Konjunk - turpakets 2020 die „Nationale Wasser - stoffstrategie“ (NWS) verabschiedete und damit den Startschuss für den Aufbau einer kompletten Wertschöpfungskette für klimaneutralen Wasserstoff gab. Seit - dem entstanden und entstehen vielfältige Wasserstoffinitiativen, eingebettet in eine Vielzahl nationaler und europäischer För - derprogramme. Hier ein kurzer Überblick:
Hauptelemente der NWS sind die Bereit - stellung von 7 Mrd. Euro für den Markt hochlauf von Wasserstofftechnologien in Deutschland und 2 Mrd. Euro für den Aufbau von Internationalen Partnerschaften. Kernpunkte des Markthochlaufs sind:
Dieser Markthochlauf soll im Rahmen von „Important Projects of Common European Interest (IPCEI)“ für Wasser - stofftechnologien und -systeme auf europäischer Ebene vorangetrieben werden (siehe Kasten rechts).
Die Reallabore der Energiewende sind Teil des 7. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung. Im Rahmen des Programms fördert der Bund Unterneh - men und Forschungseinrichtungen, die neue Technologien und Lösungen für die Energiewende erarbeiten und unter realen Bedingungen und in industriellem Maß - stab umsetzen.
Die Förderung von Forschung und Ent - wicklung der Brennstoffzellen- und Was - serstofftechnologien durch das Bundes - wirtschaftsministerium ist in das „Natio - nale Innovationsprogramm Wasserstoffund Brennstoffzellentechnologien“ (NIP) eingebettet. Ziel des bis 2025 laufenden Programms NIP2 ist es, Innovationen beim Markteintritt zu unterstützen und die derzeit noch nicht marktfähigen Innovationen für künftige Anwendungen weiterzuentwickeln.
Neben der NWS haben viele Bundesländer Initiativen zur Förderung von regenerativen Energien und der Brennstoffzellenund Wasserstofftechnologie gestartet, in Bayern wurde das Zentrum Wasserstoff. Bayern (H2.B) gegründet. [2]
Für das zweite Element der NWS, den Aufbau der Wasserstoffpartnerschaften im Ausland, sollen sich Internationale Märkte und Kooperationen für Wasser - stoff etablieren, die globale Kooperatio - nen als Chance begreifen und Qualitäts - infrastruktur für Wasserstofferzeugung, Transport, Speicherung und Verwendung weiter ausbauen, sichern und Vertrauen schaffen.
Zur Umsetzung und Weiterentwicklung der NWS wird ein Nationaler Wasserstoffrat eingerichtet und seit September 2020 gibt es außerdem noch das Forschungsnetzwerk Wasserstoff, das wichtiger Im - pulsgeber für die Forschungs- und Inno - vationspolitik im Wasserstoffbereich mit Fokus auf Anwendungsnähe und Praxis - transfer sein soll. [3]
Etliche Vorhaben der NWS haben schon große Fortschritte erzielt, u.a.:
Trotz vieler guter Ansätze sind grundsätz - liche Fragen noch ungeklärt – insbeson - dere was die Transformation im Unterneh - mensbereich betrifft. Da günstiger grüner Strom die Voraussetzung für die Wasser - stoff-Elektrolyse ist, beschäftigt die Befrei - ung von der EEG-Umlage nicht nur energie - intensive Branchen wie Stahl, Chemie, Zement, Glas, Kupfer und Aluminum. [5]
Mit grünem H2 produzierte Produkte sind teurer und international nicht mehr wettbewerbsfähig, weshalb auch die For - derung nach sog. Differenzverträgen an - hält. Diese Carbon Contracts for Differnce (CCfD) gleichen die Mehrkosten des Um - stiegs auf klimaneutrale Prozesse aus und werden zwischen Staat und Unternehmen geschlossen. [6]
Zu guter Letzt gibt es auch noch Differen - zen mit der EU-Kommission, die im Gegen - satz zur NWS auch „blauen“ Wasserstoff als (Übergangs-) Technologie befürwortet. Und so reißt seit gut einem Jahr die Dis - kussion über die Rolle des Wasserstoffes für die Energiewende nicht ab.
„Important Projects of Common European Inte - rest” (IPCEI)
Mit den „Important Projects of Common Euro - pean Interest” (IPCEI) hat die Europäische Kom - mission ein Programm geschaffen, über das Ausnahmen vom strengen Verbot der staatlichen Beihilfen möglich sind. Ziel ist es, ein abgestimm - tes Vorgehen zwischen EU-Staaten zu fördern und auf diese Weise schwerwiegende Marktstö - rungen zu beheben und besondere gesellschaft - liche Herausforderungen anzugehen. Das „IPCEI Wasserstoff“ soll unter Berücksichtigung der Zielsetzungen auf EU-Ebene zum Markthochlauf für Wasserstofftechnologien und -systeme ent - lang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungs - kette beitragen.
Quellen:
[1] www.bmwi.de
[2] www.bmbf.de/de/nationale-wasserstoffstra - tegie-9916.html
[3] h2.bayern
[4] h2-global.de
[5] Handelsblatt, 18.05.2021, S.23
[6] Handelsblatt, 26.05.2021, S.13
Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2021 November/Dezember