100 MW Elektrolyse in Hamburg

Beitrag von Wärme Hamburg

Die Herstellung von grünem Wasserstoff in industrieller Größenordnung ist eine Voraussetzung für die Dekarbonisierung energieintensiver Produktionsprozesse.

Das Wasserstoffprojekt Hamburg Green Hydrogen Hub der vier Unternehmen Shell, Mitsubishi Heavy Industries (MHI), Vattenfall sowie der kommunalen Wärme Hamburg darf sich berechtigte Hoffnungen auf EU-Förderung machen. Das Projekt in Hamburg Moorburg ist eines von 62, das auf der Ende Mai vorgestellten Short List des Bundeswirtschaftsministeriums gelandet ist. Ursprünglich hatten sich über 200 Einzelprojekte um Fördermittel im Rahmen des EU-Programms „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) beworben. Ebenfalls auf der Short List ist das Projekt HHWIN, der Gasnetz Hamburg. HH-WIN soll die Leitungsinfrastruktur für den Wasserstofftransport in Hamburg zur Verfügung stellen.

Mit dem Hamburg Green Hydrogen Hub wollen die vier Unternehmen künftig gemeinsam Wasserstoff aus Wind- und Solarkraft am Kraftwerksstandort Hamburg-Moorburg erzeugen und im Umfeld nutzen können. Moorburg war viele Jahre Standort eines Gaskraftwerks der Hamburgischen Electricitäts-Werke, 2015 nahm Vattenfall hier ein Kohlekraftwerk in Betrieb. Dessen kommerzieller Betrieb wurde beendet, nachdem das Kraftwerk im Dezember 2020 einen Zuschlag in der Auktion zum bundesweiten Steinkohleausstieg erhielt. Die Stadt Hamburg und Vattenfall streben an, die [Teil]-Flächen des Standorts zeitnah für das Projekt zur Erzeugung grünen Wasserstoffs und eines Green Energy Hubs freizuräumen und weiterzuentwickeln. Neben der Errichtung eines Elektrolyseurs mit einer noch erweiterbaren 100 Megawatt Leistung soll auch untersucht werden, inwieweit die bestehende Infrastruktur des Standorts Moorburg künftig zur Energieerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien genutzt werden kann. Dabei sollen weiterführende Konzepte wie die notwendigen Logistikketten und Speichermöglichkeiten für Wasserstoff mitgedacht werden. Vorbehaltlich einer finalen Investitionsentscheidung kann die Erzeugung grünen Wasserstoffs nach jetzigem Planungsstand nach erfolgter Baufeldfreimachung am Standort voraussichtlich im Laufe des Jahres 2025 beginnen. Damit würde der Elektrolyseur zu den größten Anlagen in Europa gehören.

Gesamte Wasserstoffwertschöpfungskette

Der Energiestandort verfügt aus Sicht der vier Partnerunternehmen über ideale Voraussetzungen für die weitere Nutzung. Er ist sowohl an das nationale 380.000 Volt Übertragungsnetz als auch an das 110.000 Volt-Netz der Stadt Hamburg angebunden. Darüber hinaus können Überseeschiffe den Standort direkt anlaufen und die Kai- und Hafenanlage als Terminal zu Import weiteren Wasserstoffs nutzen. Die städtische Gasnetzgesellschaft will zudem binnen zehn Jahren ein Wasserstoffnetz im Hafen ausbauen und arbeitet damit schon jetzt an der nötigen Verteil-Infrastruktur. Im Umkreis des Standorts sind zahlreiche potenzielle Abnehmer für grünen Wasserstoff angesiedelt, so dass die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette – von der Erzeugung über die Speicherung und den Transport hin zur konkreten Anwendung in den unterschiedlichen Sektoren – vor Ort abgebildet werden kann. Mit diesen Voraussetzungen ist der Standort Moorburg in Hamburg und Norddeutschland optimal und kann sich zu einem potentiellen Startpunkt für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft entwickeln. Als nächster Schritt ist ein sogenanntes „Matchmaking“ auf EU-Ebene geplant, das Projekte mit ähnlicher Ausrichtung in den verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten zusammenbringen soll.

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2021 November/Dezember