Beitrag von Dr.-Ing. Tina Kubot, Museum für Kommunikation Frankfurt
Das Medium Funk hatte im Krieg eine hohe Bedeutung, da sich durch die Möglichkeit zur mobilen Kommunikation erhebliche gefechtstechnische Vorteile ergaben. Die ersten Funkgeräte waren jedoch noch klobig und schwer. Im Beitrag wird ein Überblick gegeben, wie sich die ursprüngliche Funktechnik zu der heutigen mobilen Funktechnologie entwickelt hat und wie die damaligen Geräte funktionierten.
Im Ersten Weltkrieg hatte das neue Medium Funk enormen Einfluss auf die Gefechtsführung. Es war nun nicht mehr notwendig, eine Botschaft physisch von einem Ort zum anderen zu befördern. So wurde die Kommunikation stark beschleunigt, außerdem konnten damit strategische Entscheidungen entkoppelt vom Schlachtgeschehen in relativer Sicherheit getroffen und telegraphisch übermittelt werden.
Die frühen Funkstationen waren dabei noch wenig mobil auf von Pferden gezogenen Protzfahrzeugen montiert, aber die gefechtstechnischen Vorteile boten Gründe genug, die Entwicklung voranzutreiben. Zum Ende des Ersten Weltkrieges waren Löschfunkensender und Empfänger bereits als tragbare Tornisterstationen verfügbar.
Technisch und strategisch tat sich viel in der Zeit zwischen den Kriegen. Elektronenröhren, anfangs nur als Verstärker genutzt, setzten sich gegen den Detektorkristall durch. Röhrensender erreichten immer höhere Frequenzen. Neue Schaltungen ermöglichten eine immer größere Trennschärfe und Frequenzstabilität. In der Gefechtstaktik fand die mobile Kommunikation ihren festen Platz.
Dennoch bestanden mobile Funkgeräte bis zur Mitte des Zweiten Weltkriegs aus mehreren schweren, auf dem Rücken zu tragenden Einzelteilen. 1940 erging an das US-amerikanische Unternehmen Galvin Manufacturing Company, heute Motorola, der Auftrag, eine batteriebetriebene, tragbare Sende- und Empfangsanlage zu entwickeln, die vor allem von Infanterieeinheiten im Feld genutzt werden sollte. Das Ergebnis trug die Bezeichnung SCR-300 und erlebte seinen ersten Feldeinsatz 1943 in der Normandie. Dieses Gerät prägte die Bezeichnung „Walkie-Talkie“, obwohl es sich um eine 18 kg schwere Einheit handelte, die ein Soldat auf dem Rücken trug, während die Kommunikation über einen angeschlossenen Telefonhörer stattfand.
Es enthielt 18 Röhren, arbeitete im FM-Betrieb zwischen 40 und 48 MHz und erreichte eine Reichweite von bis zu fünf Kilometern. Der kanadische Erfinder Donald Lewis Hings wurde aufgrund der militärischen Bedeutung seiner Entwicklung 2006 posthum in die kanadische Hall of Fame of Telecommunications aufgenommen.
In der Normandie kam das erste Walkie-Talkie, wie wir es heute kennen, zum Einsatz. Damals als Handie-Talkie bezeichnet, wurde das SCR-536, oder auch BC611, ab 1940 ebenfalls von Galvin Manufacturing entwickelt und war das erste Mal 1944 beim Sturm auf Omaha Beach im Einsatz. Die Kommunikationseinheit enthielt fünf Röhren in einem wasserdichten Gehäuse und wog mit Batterien nur noch 2,3 Kilogramm. Die Reichweite über Land betrug je nach Gelände bis zu zwei Kilometer.
Damit war das Handie-Talkie kein Ersatz, sondern eine Ergänzung zu den größeren Geräten, die auch die im Kanal liegenden Schiffe erreichen konnten. Eine Ladung der zwei Batterien reichte für etwa 24 Stunden Betrieb. Die Frequenzen des amplitudenmodulierten Signals waren fest eingestellt und lagen zwischen 3,5 und 6 MHz.
Das SCR-536 ähnelt in der Form bereits stark den ersten Funktelefonen und wird deswegen gerne als deren Urvater bezeichnet. Zugführer trugen ein solches Gerät, um den Kontakt mit den verantwortlichen Befehlshabern der angrenzenden Strandabschnitte halten und so das Vorgehen koordinieren zu können. In der unerwartet starken Verteidigung der Achsenmächte gingen allerdings die meisten Funkgeräte verloren, so dass die Organisation der ohnehin stark dezimierten und verstreuten Truppen unmöglich wurde.
Technisch war mit dieser Entwicklung der Grundstein für den öffentlichen bewegten Landfunk gelegt. Die ersten deutschen Versuche mit mobiler Telefonie ins Festnetz wurden bereits 1926 aus einem Eisenbahnwaggon heraus gestartet, gefolgt von Telefonzellen auf Rheindampfern 1948, bevor am 15. August 1950 der offizielle Startschuss für den öbL (öffentlicher mobiler Landfunkdienst), wie die Mobiltelefonie anfänglich offiziell bezeichnet wurde, fiel.
Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2018 September/Oktober