Wenn der Paketbote zehnmal klingelt

Beitrag von Cathrin Cailliau, Hochschule München

Privatpersonen und Einzelhändler bestellen mehr Ware online denn je zuvor – Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) stellen die Sendungen im Akkord zu. Das führt zu Problemen, besonders in Städten. Wie diese Probleme zukünftig gelöst werden können und wodurch eine sinnvolle Paketzustellung gekennzeichnet ist.

Onlineshopping: Probleme bei der Paketzustellung

Viele Menschen kaufen online statt vor Ort ein. Gleichzeitig haben Geschäfte wegen steigender Mietpreise oft kaum noch Lagerfläche und bestellen Ware nach Bedarf. Das Resultat: erhöhter Lieferverkehr in der Innenstadt, Stau, zugeparkte Gehsteige und fehlschlagende Paketzustellungen. Nicht zuletzt leiden Mensch und Mitwelt unter zusätzlichen Feinstaub- und Treibhausgas-Emissionen und Dieselfahrverbote könnten große Teile der Lieferfahrzeugflotten aussperren.

Wie sieht also eine sinnvolle Paketzustellung in Städten im Jahr 2018 und danach aus? Diese Frage beschäftigte Studentinnen und Studenten an der Hochschule München unter Betreuung von Prof. Dr. Reinhard Koether, Fakultät für Wirtschaftsingenieurwesen.

Die Antworten aus ihren Recherchen: neue Zustellkonzepte, Lastenfahrräder und alternative Antriebe.

Emissionen vermeiden

Mit neuen Zustellkonzepten vermeiden KEP-Dienste Luftbelastung durch Kohlenstoffdioxid und Stickoxide. Dies wird unter anderem möglich durch Paketbriefkästen an Häusern, eine Innenstadtmaut zur Verkehrsbegrenzung sowie automatisierte Routenplanung für Lieferfahrzeuge.

Auch ein Pilotprojekt mit fahrerlosen Transportsystemen in Form eines Hauptfahrzeugs mit kleinen Paketrobotern verspricht Erfolg. Welches Konzept wirklich die Luftbelastung reduziert und welches nur den Komfort der Endkunden erhöht, hängt stark von den Bedingungen des jeweiligen Stadtquartiers ab, so das Resümee der Studierenden.

Die letzte Meile bewältigen

Ebenfalls möglich: Der Einsatz von Lastenfahrrädern statt Kraftfahrzeugen für die sogenannte letzte Meile – also die letzten null bis zwölf Kilometer, die ein Paket bis zum Ziel zurücklegt. Um trotz des kleineren Ladevolumens große Mengen vom Hauptdepot in die Stadt bringen zu können, werden die Pakete in sogenannten Mikrodepots zwischengelagert. Diese kleineren Lager dienen als Zentren für die Verteilung via Rad. Für erhöhte Flexibilität sorgen austauschbare Transportboxen oder abnehmbare Anhänger mit Elektroantrieb, die auch als Handwagen herhalten.

Von Roller bis Laster

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Elektromotoren und Brennstoffzellen statt Verbrennungsmotoren als Antrieb einzusetzen. Abhängig vom Stadtviertel bietet der Markt bereits unterschiedliche Alternativen, beispielsweise wendige Lastenfahrräder und Stehroller für die Innenstadt und große Fahrzeuge wie E-Transporter für die Peripherie.
 

Möglichkeiten, um die City-Logistik zu verbessern, fanden die Studierenden also viele. Prof. Koether glaubt, dass vieles realisierbar ist, auch wenn teilweise größere Veränderungen erforderlich sind: „Wir sollten die Kreativität nicht darauf verwenden zu schauen, wie es nicht geht, sondern wie man eine Idee zum Fliegen bringt“, ermutigt der Professor.

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2019 Januar/Februar