Desinfektion von Kathetern mit UV-C-Licht bremst Klinikinfektionen

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Beitrag von Ralf Kastner Hochschule München

Bevor das Gründungsteam von Puray mit der Produktentwicklung begann, haben sie im Rahmen ihres Studiums mehrere Wochen im Helios Klinikum München West hospitiert und wichtige Einblicke bekommen in die Praxis der Medizintechnik.

Auf der Suche nach technischem Verbesserungspotenzial sind sie auf die häufig auftretenden Krankenhausinfektionen gestoßen. Durch Katheter verursachte Harnwegsinfektionen gehören in Krankenhäusern mit einem Anteil von rund 25 Prozent zu den häufigsten Krankenhausinfektionen. Diese können bei Patient:innen zu schweren Komplikationen führen.

Im Biomed Lab an der Hochschule München arbeitet das Team an einem Katheter, der sich selbst fortlaufend desinfiziert. Der Katheter strahlt über den gesamten Behandlungszeitraum hinweg 222 nm UV-C-Wellen ab, die das Erbgut von Krankheitserregern zerstören, menschliche Zellen jedoch nicht schädigen. Mittels lichtleitender Fasern gelangt UV-C-Licht an die potenziell infektiösen Stellen. „So bietet der Katheter einen sicheren und dauerhaften Schutz vor Infektionen. Und das Beste: Die Technologie wirkt auch gegen multiresistente Keime wie zum Beispiel MRSA“, sagt Puray-CEO Martin Duffner. Es kann der Einsatz von Antibiotika vermieden und der weiteren Resistenzbildung bei Erregern entgegengewirkt werden. Somit wird das gesundheitliche Risiko erheblich reduziert, die Behandlungsergebnisse sind besser und Krankenhäuser reduzieren die Kosten, die ihnen sonst durch mehr Komplikationen entstehen würden. Allein in Deutschland entstehen durch Krankenhausinfektionen rund 155 Millionen Euro an zusätzlichen Kosten für das Gesundheitssystem.

Das Produkt selbst besteht aus dem Harnwegskatheter und einer externen Lichtquelle. Dieses sogenannte „Razor-andBlades-Geschäftsmodell“, basierend auf einem Basisprodukt und einem Zusatzprodukt verbindet Nachhaltigkeit und Profitabilität: Die Harnwegskatheter sind aus hygienischen Gründen Einmalprodukte, die Lichtquelle dagegen ist eine komplementäre wiederverwendbare Komponente. Der Markteintritt ist in deutschen Krankenhäusern auf Intensivstationen geplant, wo sich die vulnerabelsten Patientengruppen befinden.

HM-Alumnus und Puray-Mitgründer Eduardo Romero Borrero ist sehr zufrieden mit der Unterstützung, die das Unternehmen durch HM und SCE erhalten hat: „Prof. Dr. Hanshans ist uns mit seinem Fachwissen zur angewandten Infektionsforschung und Medizintechnik ein hervorragender Mentor. Das von ihm geleitete Biomed Lab an der HM ist eine große Unterstützung für unser Projekt. Das Strascheg Center for Entrepreneurship hat uns entscheidend bei der Umsetzung unserer Geschäftsidee unterstützt.“

Aktuell fördert das Wirtschaftsministerium das Start-up Puray mit einem EXISTGründerstipendium. Das Wirtschaftsministerium vergibt den Preis an Unternehmen, die über ein „innovatives technologieorientiertes Produkt mit signifikanten Alleinstellungsmerkmalen und guten wirtschaftliche Erfolgsaussichten“ verfügen. Die Förderdauer beträgt ein Jahr, beinhaltet Coaching und sorgt in vielen Fällen für eine finanzielle Absicherung auf dem Weg zur Unternehmensgründung. Mit seinem innovativen Produkt konnte Puray bereits den Strascheg Award 2020 und den Health-i-Award 2022 von Handelsblatt und Techniker Krankenkasse gewinnen.

Christina Weber, Puray-Mitgründerin und HM-Alumna, ist optimistisch: „Wir möchten in Zukunft unsere Technologie auch auf andere medizinische Schläuche übertragen und noch mehr Menschen einen Schutz vor Infektionen bieten.“ Das Team von Puray hat seine Technologie zum Patent angemeldet und plant die Gründung eines Unternehmens.

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 03/2023 MAI/JUN