Mehrweglösungen für Kinos und mehr

Beitrag von Ralf Kastner

Filme schauen ohne Müll: Die Gründer:innen Sergey Makaryan und Annika Unland des Start-ups CircON entwickeln dafür komplette Lösungen mit Mehrwegverpackungen.

Kreislaufwirtschaft in den Alltag bringen, das ist die Vision von CircON: Ab 2023 wird es laut Verpackungsgesetz verpflichtend. Produkte müssen sowohl in Einweg- als auch in Mehrwegverpackungen angeboten werden. CircON, ein Startup aus dem Zertifikat Förderprogramm von HM und dem Strascheg Center for Entrepreneurship (SCE), bietet im Kreislauf geführte Verpackungslösungen für Kinos an. Inklusive sind dabei geeignete Mehrwegverpackungen, sowie die entsprechende Reinigungsinfrastruktur und Logistik bei Spitzenlasten z. B. für große Kinos.

Die Idee

Ursprünglich hatte CircON gar nicht Kinos im Visier. Angefangen hat alles mit der Planung für ein Mehrwegverpackungssystem für Supermärkte. Da deren Lieferketten sich aber als sehr komplex erwiesen haben, suchte das junge Team ein kleineres, geschlossenes System. Mitgründerin Annika Unland, die an der Hochschule München Wirtschaftsingenieurwesen studiert hat, erklärt ihren Ansatz: „Kinos sind der optimale Ort, um ein Kreislaufsystem schnell auf den Markt zu bringen und zu optimieren. Dort werden Einwegverpackungen über sehr kurze Zeiträume genutzt und in direkter Nähe zum Verkaufsort entsorgt. Erst in einem späteren Schritt werden wir untersuchen, wie wir dieses Konzept auf weitere Branchen übertragen können.“

Lösung mit Mehrwert

Vom kleinen Programmkino bis hin zum Multiplex hat jedes Kino andere Anforderungen. Unter Berücksichtigung aller Eckdaten wie Verpackungsmenge, Verpackungsvielfalt sowie der Menge der Sammelstationen erstellt das CircONTeam ein individuelles Angebot. Hierbei werden auch die Räumlichkeiten vor Ort geprüft. CircON verfügt über ein Netzwerk von Herstellern, die hochwertige Mehrwegverpackungen in den gängigen Größen im CircON-Design herstellen:

  • Becher (0,5 l)
  • Popcorn klein & mittel
  • Nachos klein & groß

Die Mehrwegverpackungen von CircON werden in Deutschland im Spritzgussverfahren aus SAN hergestellt, und so robust ausgelegt, dass sie für 500 bis 1000 Nutzungen geeignet sind. Der Herstellungspartner nimmt bei Bruch oder Beschädigung die Schalen zum Recycling zurück. Pfand ist bei diesem System nicht vorgesehen. Gründer Sergey Makaryan erklärt: „Zusätzlich Schritte wie Pfand sind meistens eine Hürde bei der Entscheidung für die Mehrwegoption. Wir wollen das Erlebnis für den Kunden reibungsfrei halten.“

Um in Zukunft noch besser auf die speziellen Anforderungen von Kunden eingehen zu können, ist die sogar die Anschaffung von eigenen Spritzgusswerkzeugen geplant für die Herstellung der Behälter. Kinos haben sehr individuelle Anforderungen, erläutert Sergey Makaryan: „Wir wollen für Kinos den Umstieg von Einweg- auf Mehrwegverpackungen möglichst einfach gestalten und dabei ihre besonderen Bedürfnisse eingehen.“

Mit technischen Innovationen wollen die Gründer von CircON die Akzeptanz ihrer Mehrweglösungen vorantreiben. Aktuell arbeiten sie daran, die Verpackungen mit RFID-Chips auszurüsten, um bei einem geschlossenen Mehrwegsystem wie im Kino, den Schwund (sprich Diebstahl) reduzieren zu können.

Kreislaufwirtschaft im Kino

Die Erfahrung hat gezeigt, dass meist kein zusätzlicher Lagerraum für Mehrweggeschirr benötigt wird, sondern dass die bestehenden Kapazitäten bei intelligenter Nutzung reichen. Mit einer Spüllösung im eigenen Haus, meistens unter der Theke, vermeiden Betreiber Verzögerungen und wiederkehrende Kosten durch Transport. Moderne Spülmaschinen können auf das Spülen und Trocknen von Kunststoff abgestimmt werden und benötigen pro Spülgang nur noch 1 bis 2 Minuten. Natürlich sind die Behälter nicht wirklich „To go“. Sie sollen im Kino verbleiben. Das CircONTeam unterstützt ihre Kunden dabei, die Besucher darüber zu informieren. Das Ziel von Circon ist es, Mehrweganwendungen ganzheitlich durchdacht anzubieten und das beim niedrigstmöglichen Umweltfußabdruck. Partnerschaften z. B. mit Studentenwerken, die keine volle Auslastung der Spülkapazitäten haben, können den Aufbau eigener Spülzentren überflüssig machen. In der Praxis haben viele Kinos eine eigene Spülmaschine, mit der sie die Grundlast gut abdecken. Für Spitzenlasten werden regionale Spülpartnerschaften angeboten.

Mit Starthilfe zum Erfolg

Makaryan betont, wie wichtig es ist, bereits in der Anfangsphase eines Start-ups viele verschiedene Aufgaben gleichzeitig im Blick zu haben: „Wir müssen ständig am Produkt arbeiten, mit Kunden im Kontakt stehen und ein Auge auf Förderungen haben, wie sie zum Beispiel die Hochschule München und ihr SCE und Stiftungen und die Regierung anbieten.“ Die erste Anschubfinanzierung hat CircON durch das SCE erhalten. Viele Projekte sind bereits profitabel. Wo notwendig, steht das Gründungsteam auch manchmal mit dem privaten Vermögen ein. Zufriedene Kunden, wie das Münchner Kino Neues Maxim, das Kino am Tegernsee oder auch große Kinos wie die Innenstadtkinos in Stuttgart mit über 1.500 Sitzplätzen, stimmen die Gründer:innen optimistisch für die Zukunft ihres Unternehmens.

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 03/2023 MAI/JUN