Softwaregestützt in die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit

Beitrag von Tristan Menzinger, Reonic GmbH

Die Definition eines guten und gesunden Unternehmens ist im Wandel: Es dreht sich immer mehr darum, ökologisch nachhaltig zu werden. Einerseits, weil die Gegebenheiten sich verändern: der Klimawandel bringt erste spürbare Auswirkungen mit sich und die Relevanz von Nachhaltigkeit und Umweltschutz werden immer deutlicher. Andererseits, weil der Zeitgeist sich wandelt: nicht nur für Eigentümer, Anteilseigner und Führungsetage ist das Unternehmen ein wichtiger Teil der beruflichen Selbstidentität, auch Arbeitnehmer möchten sich zunehmend positiv mit Ihrer Wirkungsstätte identifizieren. Und letztlich, weil die politische Situation Nachhaltigkeit notwendig macht: Die Energiekrise sorgt dafür, dass erneuerbare Energie – nicht zuletzt durch horrende Preisanstiege der fossilen Energieträger – einen nie dagewesenen Stellenwert erfährt.

Die Marschrichtung ist somit klar, es geht in Richtung Nachhaltigkeit, Richtung Energiewende, und Richtung mehr erneuerbarer Energien. Doch der Weg dorthin ist immer noch weit und vor allem eines: komplex. Denn bei allem Klimaschutz darf nicht außer Acht gelassen werden, dass neben der ökologischen Nachhaltigkeit auch die ökonomische Nachhaltigkeit gewährleistet sein muss. Langfristig ist Klimaschutz nur dann möglich, wenn auch die finanziellen Ressourcen zur Verfügung stehen. Doch was bedeutet das konkret?

Ein Beispiel

Denken wir an ein klassisches Mittelstandsunternehmen in Bayern: Seit 30 Jahren bestehend, tätig im Maschinenbau, gut etabliert, und mit der Möglichkeit, Investitionen auch aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Hier bieten sich schnell Möglichkeiten im Kontext von erneuerbaren Energien, aber auch Fragen:

Zum einen können Photovoltaikanlagen dazu genutzt werden, eigenen Strom zu produzieren. Doch wo, wann und wie lohnt sich eine Anlage? Soll der Strom hauptsächlich selbst genutzt werden, oder nur eingespeist werden? Wie viel Strom kann selbst genutzt werden? Lohnt sich das bei den niedrigen Einspeisevergütungen? Zum anderen bietet die E-Mobilität schon heute Möglichkeiten zur Nachhaltigkeit. Doch ohne günstigen Strom tankt man statt teurem Benzin & Diesel einfach nur teuren Strom. Erneut kommen also Fragen auf: Wann und wie macht der Umstieg überhaupt Sinn? Kann ich – z. B. über die eigene Photovoltaikanlage – den eigenen Strom zum Laden nutzen? Wieviel spare ich dann?

Auch das Thema Wärme – egal ob für die Heizung oder in Form von Prozesswärme – bietet Potenzial durch den Einsatz von z. B. Wärmepumpen. Doch auch hier gilt: Statt teurem Gas teuren Strom zu nutzen ist wenig zielführend. Es stellen sich also erneut Fragen: Wann und wie macht der Umstieg überhaupt Sinn? Kann ich – z. B. über die eigene Photovoltaikanlage – den eigenen Strom dafür nutzen? Wie viel spare ich damit?

Wer über Photovoltaik, E-Mobilität und Wärmepumpen nachdenkt, bei dem kann in manchen Fällen auch ein Speicher Sinn machen. Damit kann eigener Strom auch nachts verbraucht werden oder teure Stromspitzen ausgeglichen werden. Doch lohnt sich das überhaupt? Wie groß muss der Speicher sein? Wie muss ich den Speicher nutzen?

Und mit jeder neuen Komponente muss berücksichtigt werden, wie sich diese auf die aktuelle Versorgungssituation auswirkt. Denn es ist wichtig, die Netzdienlichkeit des aktuellen und zukünftigen Verbrauchs zu betrachten. Ab bestimmten Verbrauchs- bzw. Nutzungsschwellen gelten andere Tarifgruppen, die sich meist deutlich zu Gunsten des Verbrauchers auswirken. So kommt es zu Situationen, in denen mehr Verbrauchen günstig ist [1]. Und wer in bestimmten (Hochlast-) Zeitfenstern den Stromverbrauch reduziert, spart schnell fünf bis sechsstellige Summen nur bei den Netzentgelten [2]. So stellen sich schnell komplexe Fragen: Ändert sich mein Strompreis? Ändern sich die Netzentgelte? Brauche ich einen neuen Netzanschluss?

Dieses kleine Beispiel zeigt: Sinn macht’s nur, wenn man alles zusammen betrachtet – also ganzheitlich denkt – 2, 5, 10 oder 20 Jahre in die Zukunft denkt – und viel rechnet. Schnell kommen Unternehmen hier jedoch an Ihre Grenzen und gute, ganzheitliche Beratung ist kaum zu finden. Der zuständige Handwerker kennt sich zumeist nur mit seinem eigenen Steckenpferd aus und Energieberater sind vor allem auf Einsparmaßnahmen wie Dämmung fokussiert, die in Gewerbebetrieben nur begrenzt sinnvoll sind. Dazu kommt ein „Dschungel“ aus Förderungen und Regeln.

Die Herausforderungen meistern

Doch wo fängt man nun wirklich an? Schwierig, denn wichtig ist vor allem eine ganzheitliche Betrachtung, und die Energiewelt – egal ob Strom, Mobilität oder Wärme – ist voll von komplexen Fragestellungen und Fachbegriffen.

Hier setzen die Softwarelösungen der Reonic GmbH an. Mit einer eigens entwickelten Energiesimulation kann für 10, 20 oder 30 Jahre in die Zukunft betrachtet werden, welche ökologischen und ökonomischen Vor- und Nachteile durch erneuerbare Technologien entstehen. Statt Unternehmen mit den Komplexitäten der Energiewelt zu konfrontieren, wird basierend auf den allgemeinen Annahmen des Unternehmens mit Leitfragen gearbeitet. Dabei können sowohl mehrere Verbraucher (Lastgänge, E-Autos, Wärmepumpen …), als auch mehrere Erzeuger (Photovoltaik, BHKWs …) betrachtet werden. Einerseits kann so berücksichtigt werden, wie schnell die eigene Flotte elektrifiziert werden soll und ob neben internen auch externe Fahrzeuge geladen werden sollen. Andererseits kann eine neue Photovoltaikanlage optimal an den Verbrauch angepasst werden. Denn Südausrichtungen sind zwar am effizientesten, liefern aber den meisten Strom um Mittag – wo er nur selten gebraucht wird. Ost-Westausrichtungen bieten eine bessere Flächennutzung und liefern von früh morgens bis spät abends Strom. Auch die Wärmeversorgung kann geplant werden, indem Wärmepumpen gewählt werden, die nicht nur zu ihren Aufgaben heute, sondern auch in Zukunft passen. Gleichzeitig wird auch immer die geltende Regulatorik mitbehandelt.

So werden nicht nur die einzelnen Komponenten, sondern das Gesamtsystem optimiert und ein echter ökologischer und ökonomischer Mehrwert geschaffen. Ein weiterer Vorteil für die Unternehmen ist, dass mehrere Szenarios beleuchtet werden können und die Ergebnisse direkt verständlich aufbereitet sind.

Diese innovative, ganzheitliche Betrachtung und die damit einhergehende Flexibilität ist der Kernaspekt der Lösungen der Reonic GmbH. Im Gegensatz dazu stehen bisherige Softwarelösungen, die spezialisiert auf eine eindimensionale Betrachtung – z. B. für das Thema Photovoltaik oder Wärme – sind. In dieser geht sehr viel Potenzial verloren, dass die Reonic GmbH nun nutzbar macht. Die dafür genutzte wissenschaftliche Basis ist aus Projekten am Fraunhofer Institut entstanden, wurde nun in kunden- und bedarfsgerechte Softwaretools verpackt, und ist seit 2021 im Einsatz bei Kunden.

Quellen: 

[1] Vgl. Netzentgelte bei Benutzungsstunden unter/über 2500h

[2] Vgl. StromNEV § 19 — Atypische & Intensive Netznutzung

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 03/2023 MAI/JUN