Mit eFuels bald klimaneutral abheben

Beitrag von Dr. Tobias Block eFuel Alliance e.V

Klimaneutral abheben – das wollen die Bundesregierung, die Luftfahrtbranche und die Mineralölwirtschaft bis zum Jahr 2030 zumindest in einem ersten Schritt schaffen. Geht es nach den Plänen der EU-Kommission, soll es im Rahmen ihres „Fit for 55-Paket“ eine verbindliche Quote an erneuerbaren Treibstoffen für die Luftfahrt geben. Bis 2025 sollen Treibstofflieferanten nach der neuen Verordnung „ReFuelEU Aviation“ verpflichtet werden, eine Beimischung von mindestens zwei Prozent nachhaltigen Treibstoff (SAF) zu garantieren. Dazu wird an den derzeit 500 Flughäfen der EU die geeignete Infrastruktur geschaffen. Im Jahr 2030 sollen 5 % SAF und davon mindestens 0,7 % eFuels – synthetische, strombasierte Kraftstoffe – zur Verfügung stehen. Bereits die letzte Bundesregierung hat festgelegt, dass bis 2030 2 % eFuels in Deutschland in der Luftfahrt eingesetzt werden müssen.

Flugzeuge sind die größten Klimasünder

Für die eFuel Alliance ist das ein wichtiger und richtiger Schritt in Richtung klimaneutrales Fliegen, denn die größten Klimasünder unter den Fortbewegungsmitteln sind Flugzeuge. Beim Reisen mit dem Flugzeug werden 380 Gramm CO2 pro Kilometer produziert. Damit erzeugt eine Flugzeugreise 153 Prozent mehr CO2 -Emissionen als eine Reise mit dem Auto und 950 beziehungsweise 1900 Prozent mehr CO2 als eine Reise mit der Bahn oder dem Bus. Mit klimaneutralen eFuels ließen sich diese Emissionen nahezu komplett vermeiden. Schnelles Handeln ist also ganz im Sinne des „European Green Deal“ geboten, deshalb fordert die eFuel Alliance deutlich höhere Quoten. Wir schlagen zusammen mit unseren mehr als 170 Mitgliedsunternehmen mindestens 10 % SAF – davon 2 % eFuels – im Jahr 2030 und 75 % SAF – davon 53 % eFuels – im Jahr 2050 vor. Angebot und Nachfrage nach nachhaltigen Flugzeugtreibstoffen in der EU können mit dieser Initiative gesteigert werden. Das wird den ökologischen Fußabdruck des Luftverkehrs verringern und in die Lage versetzen, zur Verwirklichung der Klimaziele der EU beizutragen.

Elektrifizierung des Flugverkehrs liegt in weiter Ferne

Die eFuel Alliance begrüßt deshalb die neue „ReFuelEU Aviation“-Verordnung als wichtiges Instrument zur Unterstützung der notwendigen Markteinführung synthetischer Kraftstoffe und als Anreiz für weitere Investitionen in erneuerbare Kraftstoffe. „Langfristig gibt es nach heutigem Stand der Technik nämlich keine Alternative, die sich mit den Klimazielen vereinbaren lässt – Großraumjets, die beispielsweise direkt mit elektrischer Energie angetrieben werden, sind auch in sehr weiter Ferne nicht in Sicht. Die Leistung, um mit Passagieren und Fracht voll beladene Mittel- und Langstreckenflugzeuge in die Luft zu bringen, ist mit elektrifizierten Systemen auf absehbare Zeit nicht darstellbar“, erklärt Ralf Diemer, Geschäftsführer von eFuels Alliance.

eFuels lassen sich problemlos in Verbrennungsmotoren einsetzen

eFuels könnten mit ihren Eigenschaften die Zukunft für einen klimaneutralen Flugverkehr sein. Da synthetische Kraftstoffe die gleichen chemischen Eigenschaften wie herkömmliches Benzin oder Diesel haben, können sie fossilen Kraftstoffen beigemischt werden und diese mittel- bis langfristig sogar vollständig ersetzen. So könnte alles, was mit einem Verbrennungsmotor angetrieben wird – einschließlich der riesigen Autoflotte, Hausheizungen und den weltweit 27 000 Flugzeugen – klimaneutral betrieben werden. Ein weiterer Vorteil: eFuels lassen sich problemlos lagern, transportieren und weltweit einsetzen. Gerade bei Flugkraftstoffen ist es wichtig überall eine gleiche Kraftstoffqualität zu haben. Von einer klimaneutralen Selbstversorgung ist die EU noch weit entfernt und wird daher weiterhin auf Energieimporte angewiesen sein. Die aktuelle Situation zeigt, dass die Erreichung der ambitionierten Klimaziele einerseits und die Importabhängigkeit von beispielsweise Russland dringend Lösungen erfordert. Auch hier bieten eFuels eine Antwort. Sie bieten die beste Möglichkeit, erneuerbare Energie in Form von flüssigen und gasförmigen, synthetischen Energieträgern zu speichern, sie mit der bestehenden Infrastruktur (Schiffe, Pipelines, Raffinerien, Tankstellen) einfach zu transportieren und damit weltweit zu nutzen.

Wasserstoff und eFuels dort herstellen, wo Wind und Sonne im Überfluss vorhanden sind

eFuels werden aus Wasserstoff, der mittels Elektrolyse aus Wasser gewonnen wird, hergestellt. Zur Produktion von Wasserstoff und Folgeprodukte wie eFuels wird vor allem eines benötigt: viel erneuerbarer Strom, der aus Wind-und Solaranlagen kommt. Das ist unabhängig davon ob die Produkte am Ende in der Stahlindustrie, im Lkw oder in der Luftfahrt eingesetzt werden. Wasserstoff und seine Derivate lassen sich am effizientesten und günstigsten dort herstellen, wo Sonne und Wind im Überfluss vorhanden sind. Ob Wasserkraft in Norwegen, Windräder in Chile oder Sonnenkollektoren in der Sahara – es gibt viele ideale Standorte auf der Welt.

In Freiburg zum Beispiel, einem der sonnenreichsten Orte Deutschlands, scheint die Sonne durchschnittlich 1700 Stunden im Jahr, während sie in der Sahara 4300 Stunden lang scheint. Eine Windkraftanlage in Chile hat rund viermal mehr Energieausbeute als eine vergleichbare Anlage in Deutschland. Damit wird ein Großteil der Effizienzverluste der eFuel-Produktion dadurch kompensiert, dass eFuels dort produziert werden wo deutlich mehr Erneuerbare Energie und kaum Nachfrage vorhanden ist. „Um den Kampf gegen den Klimawandel zu gewinnen, müssen wir über Europas Grenzen hinausdenken. Eine Fläche von 800 mal 800 km in Nordafrika würde ausreichen, um den weltweiten Primärenergiebedarf zu decken“, sagt Dr. Monika Griefahn, Sprecherin von eFuel Alliance.

Grüne Energieerzeugung schafft weltweit Arbeitsplätze

Investitionen in die Produktion von grünem Wasserstoff und eFuels würden sich nicht nur für die Verbraucherländer auszahlen, sondern auch die Wirtschaft ankurbeln und Arbeitsplätze in den Erzeugerländern schaffen. So könnte allein die Produktion von zehn Prozent eFuels für den EU-Kraftstoffmarkt – wie jüngste Studien zeigen – bis zu 278.700 Arbeitsplätze in den Herkunftsländern schaffen, und zwar nicht nur in Afrika und im Nahen Osten, sondern auch in weiten Teilen Mittel- und Südamerikas, Asiens und Australiens. Wirtschaftlich schwächere Länder würden davon ebenso profitieren wie solche, die stark von Energieimporten abhängig sind.

Im Rahmen des Europäischen Green Deals werden jetzt in Brüssel alle wichtigen Rechtsvorschriften überarbeitet, um sicherzustellen, dass die Europäische Union ihre Klimaziele erreicht. Dies ist eine einmalige Chance für Europa, einen ambitionierten Weg einzuschlagen, der eFuels neben anderen CO2 -reduzierenden Technologien zu einem zentralen Baustein einer glaubwürdigen Klimaschutzpolitik macht.

Europa braucht ehrgeizigere Ziele für die Nutzung erneuerbarer Energien, höhere Quoten für nachhaltige Kraftstoffe in der Luft- und Schifffahrt und eine sektorübergreifende Einführung von eFuels. Es braucht Investitionsanreize, niedrigere Preise und eine faire Energiesteuer auf der Grundlage des Kohlenstoff-Fußabdrucks der verschiedenen Energiequellen. Und sie muss auch das Potenzial von eFuels nutzen, um einen praktischen Übergang zu gewährleisten, der die Wirtschaft entwickelt, die Verbraucher unterstützt und unser wertvolles Klima schützt.

Die eFuel Alliance e.V

Die eFuel Alliance ist eine Interessensgemeinschaft, die sich für die industrielle Produktion von synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbaren Energien einsetzt. Mit seinen 170 Mitgliedern repräsentiert die eFuel Alliance die gesamte Wertschöpfungskette der eFuel Produktion: von innovativen Start-ups wie Synhelion über den Maschinenbau wie Siemens Energy, Zulieferer wie Bosch, Autohersteller wie Mazda, der Mineralölindustrie wie Neste bis hin zu Anwendungssektoren wie Iveco oder Liebherr sowie Verbraucherorganisationen wie dem ADAC.

Ziele der Initiative sind die Anerkennung von eFuels als wesentlicher Baustein einer europäischen technologieoffenen Klimaschutzpolitik. Auf europäischer Ebene setzt sich die Allianz für Rahmenbedingungen ein, die einen Markthochlauf von eFuels ermöglichen. Weitere Informationen: www.efuel-alliance.eu

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 04/2022 JUL/AUG