Textilfunktionalisierung mit wasserbasierten Technologien

Beitrag von Andreas Hänsch Transtextil

Die Textilindustrie steht im Fokus des Green Deal sowie europäischer und deutscher Strategien in Sachen Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Chemikalienrecht. Gleichzeitig bietet sie auch konkrete Lösungsansätze für drängende Zukunftsfragen – etwa mit dem Einsatz wasserbasierter Technologien für Membransysteme, atmungsaktive Beschichtungen oder schadstofffreie Oberflächenveredelungen durch die Trans-Textil GmbH.

Die bewährte Praxis, Resilience und ReFunktionstextilien sorgen für Schutz, Sicherheit und Komfort in der Bekleidung sowie für zuverlässige Industrieabläufe in technischen Anwendungen. Um diese zusätzlichen Funktionen zu erreichen, werden Textilien mit Membransystemen oder Beschichtungen zu mehrlagigen Verbünden verarbeitet. Diese sind in der Regel semipermeabel, also dicht gegenüber Medien wie flüssigem Wasser und gleichzeitig durchlässig etwa gegenüber Wasserdampfmolekülen (Schweiß), Luft oder Gas.

Einen neuen Weg in der Herstellung von textilen Barrierelagen schlägt die TransTextil GmbH aus Freilassing im Berchtesgadener Land ein. Für den Bekleidungsbereich hat das Unternehmen unter dem Namen PURABLE textile Mehrlagensysteme mit Membranen und Beschichtungen auf Basis wässriger Polymerrezepturen entwickelt. Diese kommen ohne als bedenklich eingestufte organischen Lösemittel oder Fluorverbindungen aus, wodurch in der vorwiegend regionalen Lieferkette, während der Herstellung, Weiterverarbeitung in der Konfektion, im Gebrauch bis hin zum Ende des Lebenszyklus die Gesamtbelastung für das Ökosystem deutlich reduziert wird.

Ökologisch und technisch anspruchsvoll

Gleichzeitig hat Trans-Textil einen Weg gefunden, die wässrige Funktionstechnologie sehr flexibel einzusetzen. So lassen sich technische Eigenschaften wie etwa die Luftdurchlässigkeit und Atmungsaktivität gezielt steuern. Doch auch in der Bekleidung, im täglichen Gebrauch und nach Waschzyklen müssen die wässrigen PURABLE-Systeme funktionieren. Zum einen sind sie stark dehnfähig und behalten in Kombination mit elastischen Textilien einen komfortablen Stretch-Effekt bei. Mit über 50 Zyklen bei 60° C nach ISO 6330 hat Trans-Textil auch die Wascheigenschaften der neuartigen Systeme erfolgreich erprobt. In der Wasserdichtheitsprüfung erreichen die hydrophilen, lösemittelfrei gefertigten PURABLE Membranen Dichtheitswerte von über 10 Metern Wassersäule.

Bei den Bekleidungsherstellern ist dabei ein nachhaltiges Gesamtkonzept für alle Komponenten gefragt. In der weiteren Funktionalisierung für Wetterschutz/Anwendungen wie Workwear, Behörden, Outdoor- und Sportbekleidung setzt Trans-Textil deshalb die wasserabweisende PFC-freie Ausrüstung Clean4Green® ein. Auch die Seamsealing-Tapes, mit denen in der Konfektion die Nähte mithilfe der Heißluft-Schweißtechnik abgedichtet werden, bietet das Unternehmen mit wasserbasierten Komponenten in der Haftschicht an. Bedruckt werden die Funktionstextilien in Freilassing im Thermosublimationsprozess, bei dem nur die natürlichen Lösemittel Wasser und Alkohol verwendet werden.

Vom Kunstleder bis zum Windkraftflügel

In der Umsetzung wasserbasierter Technologien kann die Trans-Textil GmbH bereits auf langjährige Erfahrungswerte zurückgreifen und erweitert ihr Portfolio laufend. So werden für das atmungsaktive Kunstledersystem AQUAIR® als Außenmaterial speziell im Schuh- und Bekleidungsbereich während der Herstellung keine organischen Lösemittel eingesetzt. Dabei ist weder die technische Leistung noch die gestalterische Flexibilität eingeschränkt. Ganz im Gegenteil erlaubt die Technologie eine hohe Individualität bezüglich Farbgebung, Oberflächenstruktur und Kombination mit weiteren Komponenten wie Textilien oder Membransystemen. Auch bei den Membransystemen für das VAP®-Leichtbauverfahren, für welche Trans-Textil gemeinsame Patente mit AIRBUS hält, ist der Einsatz rein wässriger Barrieresysteme gelungen. Vor allem die Hersteller von Windkraftanlagen zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen prüfen die Umweltauswirkungen der eingesetzten Materialien für die Rotorblattfertigung sehr genau und setzen weltweit auf die umweltschonenden Textiltechnologien aus Freilassing.

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2022  NOV/DEZ