Grußwort

Beitrag von Dr. Martin Huber Generalsekretär der CSU

Es freut mich, dass diese Ausgabe die Textiltechnik in den Blick nimmt.

Mit Textilien haben wir alle zu tun. Wir haben sie an uns und um uns – mehr, als der ein oder andere vielleicht vermuten mag. In der Corona-Zeit haben uns Masken geschützt, aber auch in der Baubranche, in der Autoproduktion oder im Landschaftsbau sind sie gängiger Werkstoff.

Die Textilindustrie war schon immer Seismograph für gravierende wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbrüche. Die Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie waren die Vorhut der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Dass Transformationen nicht immer reibungslos verlaufen, hat Heinrich Heine mit seinem Gedicht „Die schlesischen Weber“ beschrieben und damit auf Missstände im Rahmen der Industrialisierung aufmerksam gemacht.

Es ist gut, dass sich die Zeiten geändert haben. Wir sind aber auch heute mit großen Herausforderungen konfrontiert – Klimawandel, Digitalisierung, Energiekrise. Aber: In Bayern kommt man besser durch Krisen als anderswo – durch hervorragende Unternehmerinnen und Unternehmer sowie die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Geschichte. Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist dabei auch heute eine der wichtigsten Konsumgüterbranchen Deutschlands. Der Umsatz der deutschen Textilindustrie betrug im Jahr 2021 11,8 Milliarden Euro [1].

Kleider machen Leute, heißt es. So schnelllebig unsere Gesellschaft heute ist, so schnell wird oftmals auch Kleidung konsumiert. Statt „Fast Fashion“ brauchen wir wieder mehr „Slow Fashion“. Es geht aber nicht darum, den Menschen ihr Kaufverhalten vorzuschreiben. Klar ist aber auch: Der Konsument beeinflusst, was wie produziert wird. Wir brauchen Aufklärung und Anreize für Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit. Alttextilien sind wertvoller Rohstoff und Textilrecycling und -upcycling müssen weiter ausgebaut werden. Dafür müssen wir nicht die Nadel im Heuhaufen suchen – das geht ökologisch und ökonomisch zugleich!

Der frühere Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat im Jahr 2019 das staatliche Textilsiegel „Grüner Knopf“ ins Leben gerufen – Deutschlands erstes Nachhaltigkeitssiegel. Dieser steht für Textilien, die ökologische und sozial verträglich produziert wurden, etwa durch den Ausschluss von Kinderarbeit.

Hier können auch Freihandelsabkommen eine zentrale Rolle spielen. Neben der Entschärfung der Lieferkettenproblematik können wir so auch ökologische, soziale und ethische Standards schaffen. Gemeinsame Standards normieren das Wirtschaftstreiben der Staaten und werden somit zum internationalen Goldstandard – zum Wohle aller.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre.

Quellenangabe:

[1] Textilindustrie: Umsatz bis 2021 | Statista

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2022  NOV/DEZ