Raum- und Technikwunder im Camper

Beitrag von Leah Kouseha und Julian Dietl, beyondcamping.net

Platz ist selbst im kleinsten Fahrzeug! Mittlerweile, denn früher waren Camper ziemlich groß und geräumig. Der Trend geht aber immer mehr in Richtung der kompakten Alleskönner. Mit mehrfach genutzter und äußerst durchdachter Raumaufteilung gibt es mittlerweile dank modernster Technik ganz neue Möglichkeiten.

Der Campervan als Raumwunder

Beim Verreisen versucht man meistens so wenig wie möglich mitzunehmen und sich auf das Wichtigste zu beschränken. Anders als bei einer Flugreise allerdings, bieten Campervans die Möglichkeit alles was man so braucht mitzunehmen. Wie man sein Zuhause auf vier Rädern so platzsparend wie möglich packt und möglichst viel Raum bleibt zeigen uns verschiedene Raumlösungen. Es gibt verschiedene Arten unterschiedlicher Größen an Campervans:

  • Hochdachkombis, wie z. B. ein VW Caddy oder ein Citroën Berlingo
  • Campingbusse, z. B. T- Reihe von VW
  • Campingbusse mit Hochdach, wie z. B. ein VW California oder ein Mercedes Marco Polo
  • Kastenwägen, wie z. B. ein Fiat Ducato, Mercedes Sprinter oder VW Crafter.

Egal wie groß ein Campervan ist, man versucht immer möglichst viel auf kleinstem Raum unterzubringen. Die kleinen und kompakten Camper bieten für den Nutzer zahlreiche Vorteile, wie zum Beispiel die hohe Alltagstauglichkeit, die PKWähnlichen Fahreigenschaften oder die Parkhaus-Eignung.

Im Interview mit Pascal Teuber, Produktmanager bei der Dethleffs GmbH & Co. KG. und verantwortlich für die Urban Camper, erfahren wir noch mehr über das Raumwunder Camper. Urban Camper werden bei Dethleffs die Fahrzeuge des kleinsten Segments genannt. Diese entsprechen den oben genannten Campingbussen mit Hochdach.

„Grundsätzlich stellt jeder Camper andere Ansprüche an seine Raumnutzung dar.“ Deshalb, erklärt er, ist es wichtig, eine Balance zwischen möglichst vielen integrierten Funktionen aber nicht zu viel Verbautem zu finden. Aus diesem Grund hat er ein Modell (Abb. 1) entwickelt, das bei der Produktentwicklung helfen soll. Er unterteilt hierbei den Stauraum in freien, flexiblen und festen Stauraum. Fester Stauraum bedeutet beispielsweise fest verbaute Schränke, flexibler Stauraum sind zum Beispiel Taschen, die fest verbaut werden können aber auch entnommen werden können und freier Stauraum ist der Raum an sich. Diese drei Arten an Stauraum muss jeder Camper in irgendeinem Maß erfüllen, je nachdem für welche Kundengruppe ein bestimmter Camper positioniert wird.

Korrespondierend zu dieser Unterteilung unterscheidet Pascal Teuber zwischen zwei verschiedenen Kundengruppen, den „Taschenreisenden“, die daheim ihre Tasche packen und diese so im Camper verstauen möchten und den „Schrankeinräumern“, die alle Dinge in den Camper einräumen. Als flexible Zwischenlösung gibt es beispielsweise Packtaschen, die in die hinteren Fenster des Fahrzeuges eingehängt werden können.

Crosscamp, eine Untermarke von Dethleffs, die Urban Camper herstellt, bietet aktuell zwei verschiedene Modelle an. Das Lite Modell positioniert sich innerhalb des Modells zwischen freiem und flexiblem Stauraum, während das Flex Modell sich zwischen festem und flexiblem Stauraum bewegt. „Ganz viele Kunden gehen immer mehr auf Individualität und Flexibilität.“ Um diesen Anforderungen gerecht zu werden braucht man ein Basisfahrzeug, welches relativ leer ist und gewisse Aufrüstmöglichkeiten bietet. Generell wird bei der Planung eines Campers versucht, möglichst viele Funktionen mit einem Doppel- oder Mehrfachnutzen zu belegen. Beispielsweise gibt es ausziehbare oder ausklappbare Elemente, Heckküchen, -zelte oder -auszüge, drehbare Vordersitze oder verschiebbare Module, die flexibel genutzt werden können. Die Urban Camper von Crosscamp sind außerdem alle mit Aufstelldächern ausgestattet, wodurch bis zu vier Personen mitreisen und übernachten können. Der große Vorteil solcher Fahrzeuge ist die Möglichkeit sie sowohl zum Campen als auch für den Alltag zu nutzten. Indem viele Elemente flexibel ein- und ausbaubar sind, kann das Fahrzeug schnell umgewandelt werden. Für mehr Autarkie können für kleine Camper zusätzlich sogar eine mobile Campingtoilette oder eine Außendusche dazugekauft werden.

Der Campervan als Technikwunder

Schwenk-Drehsitze

Dass Vordersitze als Drehsitze ausgelegt sind, ist nichts neues. Dank neuartiger, nachrüstbarer Schwenk-Drehkonsolen gibt es diese mittlerweile sogar in beengten Minicampern. Der Trick besteht darin, die Tür zu öffnen, und den Sitz seitlich herauszuschwenken und erst dann zu drehen. Somit ist es möglich, dass alle Mitfahrer gemeinsam um einen Tisch sitzen und sich bequem unterhalten können.

Flexible Wände dank moderner Leichtbautechnik

Um den begrenzten Raum im Camper maximal nutzen zu können, muss er mehrfach genutzt werden. Pössl hat diese Idee mit einem Raumbad realisiert. Das Modell 2Win zeigt schon im Namen das Konzept. Dort wo normal nur der Durchgang zum Bett ist, wird der Raum doppelt genutzt, es entsteht ein Bad. Möglich machen dies verschiebbare Wände aus Leichtbaumaterialien. Eine geniale Idee den Platz sinnvoll zu verwenden und ein Schwenk- oder Raumbad mitten im Wohnmobil entstehen zu lassen.

Schwerlastauszüge

Jeder ungenutzte freie Raum im MiniCamper ist Verschwendung. Die hintersten Ecken unter der Sitzbank lassen sich kaum sinnvoll nutzen, da alles was davor steht den Zugang behindert. Mithilfe von Schwerlastauszügen und der KFZ-Kontur angepassten Schüben lassen sich Utensilien in den hintersten Winkeln des Fahrzeugs komfortabel und jederzeit einfach zugängig verstauen.

Modulare Campingboxen

Die günstigste Variante des Campens besteht darin, sich selbst eine Schlafgelegenheit ins Fahrzeug zu bauen. Die Box wird einfach in den Kofferraum gestellt und schon ist alles Wesentliche für die Reise an Bord: Bett, Küche, Wasserversorgung und Stauraum. Diese Boxen gibt es als Bausatz, z. B. im Hornbach oder als High End Variante mit Auszügen von Ququq ab 2.500 € aufwärts. Mittlerweile gibt es in Europa über 100 verschiedene Hersteller für solche Campingboxen.

PlugVan

Eine ganz neue Möglichkeit bezieht sich auf die Modularität des Fahrzeugs. Mit dem PlugVan Wohnmodule kann ein Transporter in einen vollwertigen Camper verwandelt werden – und auch wieder zurück. Das PlugVan Camping Modul wird dafür in einen leeren Kastenwagen geschoben, ohne dass am Fahrzeug Änderungen gemacht werden müssen. Die Camping-Box kann in unterschiedliche ähnlich große Transporter geladen werden und diese durch den enthaltenen Wohnraum zum Camper machen. Ist das Fahrzeug defekt oder wird durch ein neueres ersetzt, kann die Box einfach „umziehen“.

Wie man sieht, stehen Multifunktion und Mehrfahrnutzen vor allem bei kleineren Campern im Vordergrund. Selbst die kleinsten Camping-Fahrzeuge können zum Teil den gleichen Nutzen wie ein riesiges, geräumiges Wohnmobil mit bis zu fünf Schlafplätzen bieten. Mithilfe von durchdachten Konzepten mit Mehrfachnutzen sowie technischen Innovationen werden Campervans zu wahren Raumwundern.

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 03/2022 MAI/JUN