Beitrag von Sofia Balogianni und Nicolas Weber Amazing Blocks AG
Themen wie digitale Zahlungsmittel und Blockchain werden immer relevanter, was die Bereiche Finanzwirtschaft, Industrie 4.0, Mobilität und Logistik revolutionieren wird. Der Blockchain-Bereich entwickelt sich sehr dynamisch und Unternehmen sollten sich intensiv hiermit auseinandersetzen.
Einfach dargestellt, ist eine Blockchain eine verteilte, dezentralisierte Datenbank. Die Kopien dieser Datenbanken sind auf einer Vielzahl an Servern gespeichert. Die einmalige Aktualisierung auf einem Server führt zur simultanen Aktualisierung der Daten auf allen anderen. Transaktionen in Blockchain-basierten Plattformen können nachträglich nicht verändert werden und sind in Teilen transparent. Hieran lassen sich nun „Tokens” koppeln, zumeist als digitale Abbildung von Wertgegenständen, Geld oder Wertpapieren. Transaktionen werden quasi in Echtzeit übertragen und aktualisiert, sowie alle Prozesse über die Smart Contracts automatisiert und standardisiert. Wertgegenstände werden in einer unveränderlichen Datenstruktur erfasst und von einem auf kryptographischen Mechanismen basierenden Algorithmus verwaltet. Dadurch kann zahlreichen Reibungspunkten der heutigen Wirtschaft präventiv entgegengewirkt werden.
Bei Smart Contracts handelt es sich um kleine ausführbare Programme, die Geldflüsse automatisieren können, z. B. Kreditprozesse, Leasing oder Treuhandprozesse. Diese effizienten Programme können die Erfüllung eines Vertrags digital durchsetzen und sie ermöglichen die Durchführung verifizierter „Peer-to-Peer” Transaktionen ohne Zwischenmedien. Das Resultat dessen ist: Automatisierung, Vertrauen, Sicherheit, Geschwindigkeit, Einsparung und Präzision. Des Weiteren helfen sie Geld, Wertpapiere und weitere Wertgegenstände transparent und konfliktfrei zu übertragen.
Der Begriff Smart Contracts wurde erstmals 1997 von dem US-amerikanischen Informatiker und Juristen Nick Szabo verwendet. Seine Idee ist es, dass man Verträge digitalisiert und als Software abbildet. Somit soll die Leistung wie auch die Gegenleistung durch die Software und die Programmlogik vorgegeben werden. Der Ansatz der Idee lässt sich dabei mit dem Ziel der Blockchain vergleichen, denn der Verzicht auf die menschliche Komponente bei der Vertragsdurchführung soll Risiken minimieren und Transaktionskosten senken. Außerdem soll das Vertrauen gestärkt werden, da die menschlichen Vertragspartner sich nicht mehr gegenseitig vertrauen müssen, sondern sie nur der Software in der einwandfreien Funktion der Programmlogik ihr Vertrauen schenken müssen.
Basierend auf Smart Contracts wird vor allem die so genannte Tokenisierung die Basis für neuartige Geschäftsmodelle sein. Der kleine Staat Liechtenstein hat hierfür mit dem Token Container Model (TCM) einen idealen Erklärungsansatz geschaffen. In diesem Rahmen ist ein Token als „technischer Behälter” zu verstehen, mit der Fähigkeit, Rechte aller Art aufzunehmen. Der Container kann mit einem Recht „beladen“ werden, das einen realen Vermögenswert wie Immobilien, Aktien, Obligationen, Gold, Zugangsrechte oder Geld darstellt.
Dieser Ansatz, ein Recht oder einen Vermögenswert in einen Behälter (d. h. in einen Token) zu laden, mag trivial klingen, erlaubt aber eine Trennung von (1) dem Recht und dem Vermögenswert auf der einen Seite und (2) dem Token, der technisch auf einem Blockchainbasierten System „läuft“, auf der anderen Seite. Auf diese Weise unterscheidet man zwischen (1) Recht und (2) Technologie. Diese Tokenisierung führt zu zahlreichen Vorteilen.
Die Tokenisierung schafft die Basis für die digitale Finanzierungs- und Investitionswirtschaft der Zukunft. Die graduell wachsende Verschmelzung von Technik und Finanzwesen wird damit vorangetrieben.
Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2021 November/Dezember