Hightech für die Kuh

Automatisierte Futtermischtechnik

Beitrag von Dr. Philipp Twickler, SILOKING Mayer Maschinenbau GmbH, Tittmoning

Neben den hohen Anforderungen, die moderne landwirtschaftliche Unternehmen an den Einsatz effizienter Technik stellen, steht die Kuh im Fokus der Neuentwicklungen. Die technischen Entwicklungen hinsichtlich der Fütterung von Milchvieh bieten dabei nicht nur zahlreiche Vorteile für die Tiergesundheit, sondern schließlich auch für die Milchproduktion. Im folgenden Beitrag werden die Entwicklungen für die Fütterungstechnik von Milchvieh vorgestellt.

Erfolg der Futtermischwagen

Eine Kuh möchte täglich frisches, homogenes Futter und das über 24 Stunden am Tag. Die Ernährungsphysiologie der Kuh ist auf der ganzen Welt gleich. Somit wird die vollmechanisierte oder automatisierte Futtermischtechnik weltweit benötigt, wenn es um Effektivität, Wirtschaftlichkeit und Schnelligkeit geht.

Für die Erzielung von hohen Milchleistungen haben sich Futtermischwagen als wirtschaftlichste und ressourcenschonendste Fütterungsart durchgesetzt. Sie stellen heute die Schlüsselmaschinen für den Milchproduzenten dar. Dies spiegelt sich in den Produkten wider, die weltweit in über 50 Länder vertrieben werden, wobei die weiter entfernten Märkte von Niederlassungen in China, Russland, Kanada und Brasilien versorgt werden.

Vorteile der Futtermischtechnik bei der modernen Milcherzeugung

Die Aufgabe eines Futtermischwagens ist es, alle Komponenten der Futterration für die gesamte Herde oder einzelne Tiergruppen kilogrammgenau und homogen zu vermischen. Der Landwirt kann somit täglich gleiche Futterrationen erstellen. Das Futter besteht neben Gras- und Maissilage auch aus Kraftfutter wie Raps und Weizen sowie Mineralfutter. Durch die gleichmäßige Aufnahme des Futters wird die Kuh hinsichtlich des Stoffwechsels optimal mit Energie und Nährstoffen versorgt. Die Aufnahme der Futtermittel als homogene, von der Kuh nicht selektierbare Mischung bietet pansenphysiologisch und damit tiergesundheitlich deutliche Vorteile gegenüber der Vorlage von Einzelfuttermitteln.

Steigende Milchleistungen, wachsende Betriebsgrößen und die Ganzjahresstallhaltung erforderten neue Techniken zur Mechanisierung von Entnahme, Transport, Vermischung und Vorlage leistungsgerechter Futterrationen. Die Anwender forderten und fordern eine robuste und zuverlässige Technik für die praktische Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur tierphysiologisch optimierten Tierernährung. Dazu gehört die Entwicklung von Mischaggregaten, die die Futtermittel intensiv vermischen, ohne durch Vermusung deren Struktur zu zerstören.

Entwicklungen in der Fütterungstechnik

Das Leistungsspektrum der Fütterungstechnik von SILOKING hat sich seit dem Produktionsstart im Jahr 1994 kontinuierlich erweitert und optimiert. 2004 erfolgte die Symbiose von optimaler Tierernährung und Arbeitserleichterung für die Landwirte mit der Entwicklung der Selbstfahrertechnik, die in Bezug auf Präzision, schnelle Arbeitserledigung sowie Arbeitskomfort eine Revolution in der Fütterungstechnik insbesondere für Familienbetriebe darstellte und unter anderem auf der Weltleitmesse für Tierhaltungstechnik EuroTier 2004 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde.

Aufgrund des vorhandenen Knowhows aus der Mischtechnik verlief parallel der Einstieg in den Markt für Biogasanlagen mit den stationären Misch- und Dosieranlagen.

Um die Innovationsführerschaft auszubauen, sind über 25 Mitarbeiter in der Produktentwicklung und im Produktmanagement beschäftigt. Insgesamt investiert SILOKING jährlich über vier Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung und arbeitet eng mit der Technischen Universität München, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sowie mit der Technischen Hochschule Rosenheim und der Hochschule Landshut zusammen. Zu den Aktivitäten zählen Bachelor- und Masterarbeiten sowie gemeinsame Forschungsprojekte.

4.0-Strategie in der Produktentwicklung

Die seit dem Jahr 2015 eingeführten Produkte unter dem Namen 4.0 vereinen alle Vorteile, die im 21. Jahrhundert gefordert sind. Als Beispiel gibt es das SILOKING Data, ein Funkwiegesystem mit Bedienung der hydraulischen Funktionen des gezogenen Futtermischwagens vom Fahrersitz des Traktors aus. Durch weitere Features wie Datenübertragung über WLAN oder Modem können die Fütterungsdaten direkt in die Fütterungs- und Rationsberechnungssoftware des landwirtschaftlichen Betriebes übertragen werden.

Futtermischwagen 4.0

Die Selbstfahrenden Futtermischwagen unter der Produktlinie 4.0 vereinen höchsten Bedienkomfort, Ergonomie und Präzision und sind für Betriebe ab 80 Milchkühe die wirtschaftlichste Fütterungsart. Die einzelnen Funktionen wie Fahren, Mischen und Fräsen werden hydrostatisch angetrieben. Die hierfür notwendigen Drehmomente erzeugt ein Dieselmotor, modellabhängig im Leistungsbereich von 105 kW bis 210 kW, der die Abgasrichtlinien erfüllt. Die perfekte Abstimmung von Motor, Hydraulik, Steuerung, Fahrwerk und die Ausführung der Werkzeuge wie Mischschnecke und Fräse stellen hohe und vielschichtige Anforderungen an das Knowhow der Konstrukteure.

Elektrischer und selbstfahrender Futtermischwagen

Die aktuellen Entwicklungsthemen stehen klar im Zeichen der Digitalisierung, Vernetzung und Elektrifizierung. So ist der neue eTruck ein 100 % elektrisch angetriebener und selbstfahrender Futtermischwagen. Neben dem Vorteil, selbsterzeugte Energie aus einer PV- oder Biogasanlage nutzen zu können, verringern sich durch die E-Mobilität im Stall die Abgas- und Geräuschemissionen beträchtlich.

Diese Technik wurde sehr schnell international nachgefragt und wird bereits in Serie produziert. So ist der eTruck nicht nur in Deutschland und Österreich sondern schon in vielen weiteren Ländern wie Kanada, Taiwan oder auch Finnland unterwegs. „Unser Ziel ist zum einen, die Effizienz und Produktivität unserer Produktions-, Vertriebs- und Servicestandorte durch intelligente Vernetzung und Automatisierung laufend zu erhöhen, zum anderen, durch nachhaltige F&E-Aktivitäten unseren Kunden stets zukunftsweisende Lösungen und Produkte anzubieten, die deren Anforderungen sowohl hinsichtlich Funktionalität als auch Wirtschaftlichkeit optimal erfüllen“, so Geschäftsführer Georg Mayer.

Über SILOKING

Die SILOKING Mayer Maschinenbau GmbH – in der Branche vor allem unter der Produktmarke SILOKING bekannt – hat sich in den letzten 30 Jahren zum Innovationsführer für Fütterungstechnik in der Milchviehhaltung entwickelt.

Heute produziert das bayerische Unternehmen mit über 370 Mitarbeitern an insgesamt zwei Produktionsstandorten 1.500 Einheiten Fütterungstechnik pro Jahr. Zum Produktprogramm gehören gezogene, selbstfahrende und elektrisch angetriebene Futtermischwagen von 5 bis 32 m³ für Viehbetriebe, stationäre Misch- und Dosieranlagen mit bis zu 80 m³ für Feed Center und Biogasanlagen, sowie Silage-Entnahme- und Verteilgeräte. Das Familienunternehmen setzt durch das stetige Wachstum auf den Ausbau der Produktion und der Maschinenentwicklung.

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2019 März/April