Zukunftsfähige Geflügelhaltung

Zunehmende Herausforderungen für Tierhalter

Beitrag von Markus Jaumann, B.Sc. agr. (FH), Fa. Rudolf Hörmann GmbH & Co. KG, Buchloe

In der Haltung von Geflügel und Legehennen sollen die Preise und Produktionszeiten sinken, die Qualität dabei aber gleich behalten oder sogar erhöht werden. Für die Gestaltung von Geflügelhaltungssystemen greifen Landwirte hierzu bereits auf automatisierte Systeme zurück. Mehr über die Entwicklungen in der Nutztierhaltung, komplexe Stalltechnik und die Planung und Fertigung zukunftsfähiger Haltungssysteme.

Entwicklungen in der Nutztierhaltung

Seit einigen Jahren schon wird in der Tierhaltung allgemein und insbesondere in der Haltung von Mastgeflügel und Legehennen derselbe Trend immer deutlicher erkennbar – ein Trend, der in der Industrie längst Alltag geworden ist: die Produktionsverfahren werden immer ausgefeilter, die Produktionszeiten sollen sinken, der Preis wird auf ein Minimum gedrückt und die Qualität soll gleichzeitig erhalten bleiben oder sogar steigen.

Vor diesem Hintergrund wird der Landwirt vom reinen Tierhalter immer mehr zum Betriebsmanager, der mit ausgeprägtem Fachwissen und scharfsinnigem Unternehmergeist alle Bereiche von der Grundsteinlegung des Stalles bis zur Vermarktung der Produkte kontrollieren muss.

Stallgebäude als Erfolgsfaktor

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die erfolgreiche Tierproduktion ist hier das Stallgebäude als solches. Dabei sind die Zeiten, in denen die Tiere in alten Holzschuppen oder umgenutzten Altbauten gehalten wurden, zu Ende. 

Moderne Geflügelställe sind von der Planung über die Ausführung bis zur Einrichtung hochspezialisierte und zu einem dedizierten Zweck geplante und errichtete Gebäude. Die Gestaltung orientiert sich dabei an den Bedürfnissen der Tiere; die technischen Details orientieren sich immer stärker an Industriestandards.

Normen und Richtlinien

Hinsichtlich der genauen Ausführung gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Ställen, da die Unternehmer verglichen mit Industrie- und Gewerbebauten weniger verbindlichen und einschränkenden Normen und Richtlinien unterworfen sind. Grundsätzlich unterliegen alle Gebäude dem jeweiligen Landesbaurecht mit den Anforderungen an Brandschutz und Standsicherheit. Die dennoch vorhandenen rechtlichen Gestaltungsfreiheiten führen einerseits zu einem unüberschaubaren Variantenreichtum, zwingen den Unternehmer aber auch, sich intensiv mit der Ausführung seines Stallneubaus auseinanderzusetzen, um das Gebäude nach seinen individuellen Vorstellungen hinsichtlich der Realisierung eines tierverhaltensgerechten und arbeitseffizienten Haltungssystems zu gestalten.

Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung

Das wichtigste Regelwerk für den Tierhalter ist die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV). In dieser Verordnung werden Mindeststandards für Besatzdichten, Beleuchtung, Luftqualität und Tierwohl definiert, die dann bei der Planung von Neubauten berücksichtigt werden müssen. Eine weitere wichtige Rolle spielt die Hygiene. Einfache technische Lösungen für dichte Wände und Dächer, wie sie im Industriebau Anwendung finden, lassen zu viele Spalten und Ritzen offen, über die Krankheitserreger und Ungeziefer eindringen könnten. Andererseits können aus praktischen und Kostengründen auch Standards aus lebensmittelverarbeitenden Betrieben nicht übernommen werden.

Bautechnische Details

Es ist der Stallbaubranche gelungen, neue Konstruktionsdetails zu entwickeln, die die bekannten Industriebaustandards weiterdenken und im Hinblick auf die im Stall essentiellen Eigenschaften optimieren.

Dazu gehört beispielsweise das System Dachgleich-Decke: Gängig ist hier die Ausführung des Obergurtes in Brettschichtholz mit eingehängten Einfeldpfetten, die gegenüber Varianten mit Stahlträgern oder Z-Profil-Koppelpfetten favorisiert wird. Der Vorteil besteht in verbesserter Reinigungsfreundlichkeit und darin, dass sich hier keine waagrechten, nach oben offenen Flächen finden, auf denen sich Schmutz und damit Lebensraum für Krankheitserreger sammeln kann. Auch der Fundamentsockel, meist ausgeführt als kerngedämmte Fertigteilwand, erfüllt oftmals nicht nur die Funktion des Spritzschutzes für die aufgehende Wand, sondern wird bis 1,50 – 2,00 m Höhe oder gar bis zur Dachhaut geführt.

Die fugenarme, schalungsglatte Wand aus dem Fertigteilwerk bietet klare hygienische Vorteile gegenüber der Blechsandwichfassade mit ihren zahlreichen Stoßfugen und Kantteilen, die sich nur mit wartungsintensiver Verfugung abdichten lassen.

Einbau komplexer Stalltechnik

Die Hülle des Stalls wird ergänzt durch komplexe Haltungs- und Steuerungstechnik: Computergeregelte Zwangslüftung und Heizung mit dutzenden Zuluftventilen und Abluftkaminen gewährleisten eine gleichbleibend hohe Luftqualität.

Spezielle flackerfreie Beleuchtung orientiert sich über ein Tageszeitenprogramm am optimalen Tagesrhythmus der Tiere für maximale Leistungsfähigkeit. Materialtechnisch hochwertige Futterschnecken und Trinkwasserleitungen dosieren Nahrung und Flüssigkeit; der Verbrauch wird über die zentrale Rechnereinheit exakt erfasst und dokumentiert. Auch die Zugangszeiten der Tiere zu Kaltscharrraum und Auslauf werden digital gesteuert, genauso wie der Zugang von Legehennen zu ihren Nestern und der Transport von Eiern und auch Kot nach draußen.

Zukunftsfähige Geflügelställe zeichnen sich dadurch aus, dass ihre bauliche Eignung und technische Ausstattung zur Produktion von Eiern und Fleisch dahingehend optimiert sind, dass die Aufgaben des Tierhalters im Stall weitestgehend aus stetiger Kontrolle produktionstechnischer Parameter sowie regelmäßigen Kontrollgängen durch den Bestand bestehen. Zeitaufwändige Arbeitsgänge wie etwa Misten oder Eierabsammeln laufen in modernen Betrieben weitestgehend vollautomatisch ab.

Planung und Fertigung der Haltungssysteme

Die notwendigen Phasen der individuellen Entwicklung, Planung und Gestaltung der Geflügelhaltungssysteme verlangen eine immer präzisere Abstimmung und einen intensiven Datenaustausch zwischen den Gewerken durch den Einsatz digitaler Konstruktions- und Kommunikationstechniken. So wird bei allen neuen Projekten der Firma Hörmann schon bei der Angebotserstellung automatisiert im Hintergrund ein dreidimensionales, virtuell begehbares Gebäude generiert, das dem Kunden das Angebot visualisieren kann, und nach Auftragsabschluss sogleich von den Konstrukteuren zur Eingabe- und Konstruktionsplanung weitergegeben wird.

Dieselbe Datengrundlage kann anschließend auch für alle abwicklungstechnischen Aspekte von der Ausschreibung bis zur Rechnungsprüfung mitverwendet werden. Aufgrund der Komplexität der Anforderungen an ein solches Programm beschäftigt die Fa. Hörmann hier ein eigenes, mehrköpfiges Entwicklerteam, das für die Programmierung und Weiterentwicklung des Systems zuständig ist.

Über Rudolf Hörmann GmbH & Co. KG

Die Rudolf Hörmann GmbH & Co. KG steht seit 50 Jahren für höchste Qualität und Langlebigkeit im Stall- und Gewerbehallenbau. Von der Planung über die Produktion bis hin zur Montage werden dem Kunden alle Leistungen aus einer Hand geboten. Ein enges Netzwerk aus ca. 600 Mitarbeitern sorgt hierbei für eine reibungslose und zeiteffiziente Abwicklung.

Auch das Thema Nachhaltigkeit ist in allen Prozessen der Firma HÖRMANN ein wichtiger Aspekt. So wird der gesamte Stromverbrauch über drei betriebseigene Gas-BHKWs mit KWK gedeckt; ergänzend wird das Betriebsgelände über eine Hackschnitzelheizung beheizt, die mit selbsterzeugten Holzabschnitten aus der Produktion beschickt wird. Die Dachfläche ist nahezu vollständig mit Photovoltaik-Anlagen bedeckt, welche ebenfalls nachhaltig Strom erzeugen.

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2019 März/April