Wertvolle Stoffkreisläufe

Abfallmanagement als Voraussetzung für effizienten Klimaschutz

Beitrag von Dr. Dina Barbian, Institut für Nachhaltigkeit, Nürnberg

Abfall und Abwässer fallen in fast allen Produktionsprozessen an. Diese können der Umwelt schaden und zu Boden-, Wasser- und Luftverschmutzung führen. Unser Ökosystem hat die Fähigkeit, sich zu generieren und Abfälle bzw. Abwässer aufzunehmen. Vielerorts ist aber bereits die Regenerationsfähigkeit der Erde überschritten und Ökosysteme nehmen Schaden davon. Im Beitrag werden Lösungsansätze vorgestellt, wie die Zukunft durch ein gutes Abfallmanagementsystem nachhaltiger gestalten werden kann.

Abfallstrategien zum Schutz unseres Planeten

Für eine langfristige Wahrung der biologischen Aktivität und für eine nachhaltige Gesellschaft ist es unbedingt notwendig, ein globales Abfallmanagementsystem zu entwickeln und umzusetzen, welches den Planeten Erde schützt und lebensnotwendige Grundlagen zur Verfügung stellt. In diesem Artikel werden verschiedene Abfallstrategien wie „precycling”, „repair cafés”, „cradle to cradle”, „upcycling” und „design for recycling” beschrieben und Möglichkeiten aufgezeigt, wie mit Abfallstoffen nachhaltig umgegangen werden kann.

Überlastung durch Schadstoffe

Seit Menschen die Erde besiedelt haben, ist automatisch auch Müll angefallen. In der Vergangenheit konnte dieser aber von der Umwelt problemlos aufgenommen und zersetzt werden. Seit dem Vorhandensein von immer mehr durch chemisch-technische Prozesse veränderte Materialien ist es für das Ökosystem schwieriger, Stoffe aufzunehmen und zu verarbeiten.
Seit dem Beginn der Industrialisierung haben diese Schadstoffe der Umwelt zugesetzt. Dies zeigt sich in einer zunehmenden Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung und das kann sich negativ auf die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen auswirken.

Beziehungen zwischen dem Ökosystem und dem Wirtschaftssystem

Alles auf der Erde ist entweder direkt oder indirekt vom Ökosystem abhängig. Die komplexen Zusammenhänge zwischen Öko- und Wirtschaftssystem wurden von Common und Stagl [7], S. 112) erläutert und sind in Abbildung 1 dargestellt.

Unsere Gesellschaft mit all ihren Produktionsprozessen ist eingebettet in das größere, aber begrenzte Ökosystem. Dieses ist geschlossen, wenn es um eine reine Materialbetrachtung geht, aber offen für Energie von der Sonne. Jegliche Art von Produktion verursacht Abfälle, die an die Umwelt abgegeben werden ([7], S. 115).

Das Kreislaufwirtschaftsgesetz: Umgang mit Abfall

Vor allem die Industrienationen stehen in der Pflicht, ihren anfallenden Müll (egal welcher Art) fachgerecht zu entsorgen. Im Jahr 2012 wurde in Deutschland das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) beschlossen. In § 6 wird festgelegt, wie mit Abfall umgegangen werden soll. Damals hat man sich auf folgende Priorisierung geeinigt:

  1. Abfallvermeidung
  2. Wiederverwendung
  3. Recycling (stoffliche Verwertung)
  4. Energetische Verwertung
  5. Beseitigung/Deponierung

An erster Stelle sollte immer die Vermeidung stehen, denn Abfall, der erst gar nicht entsteht, kann die Umwelt nicht gefährden. Der meiste Müll entsteht in den Industrienationen, daher sollten diese Strategien zur Müllvermeidung bzw. -reduktion umsetzen (siehe auch [3]).

Weltmeere voll Plastik

Ein sehr großes und mittlerweile globales Problem stellt der Plastikmüll in den Weltmeeren dar. Heute schwimmen bereits ca. 150 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen [1]. Wissenschaftler sprechen aufgrund der enormen Menge schon von dem „achten Kontinent“ bzw. von einer „Plastisphäre“ [10].

Lösungsansätze für eine nachhaltige Zukunft oder: Was ist ein gutes Abfallmanagementsystem?

Es herrscht Einigkeit darüber, dass ein "weiter so wie bisher" gerade bei der Anhäufung von Müll nicht-nachhaltig ist. Gerade für zukünftige Generationen wird es immer schwieriger, den Müll zu beseitigen bzw. den gleichen Wohlstand aufrechtzuerhalten, den die jetzige Generation hat.

Müllvermeidungsstrategien

Gute Beispiele zur Müllvermeidung (vor allem im Verpackungsmüllbereich) bieten die deutschlandweiten Unverpackt-Läden. Der erste Laden dieser Art hat im Jahr 2014 in Berlin geöffnet. Seitdem sind immer mehr dazu gekommen. Diese Art der Müllvermeidung wird auch „Precycling” genannt. Mittlerweile hat sich in Deutschland und in ganz Europa eine Bewegung gebildet, die Zero-Waste-Bewegung, die versucht komplett auf Müll im Alltag zu verzichten. Als erste Stadt in Deutschland hat sich Kiel mit Kiel auf dem Weg zur Zero.Waste.City. dieser Bewegung angeschlossen.

Reparieren und Wiederverwenden

„Repair-Cafés” gibt es überall in Deutschland und diese stellen eine willkommene Alternative zur Wegwerfgesellschaft dar. Insbesondere junge Menschen bringen ihre kaputten Geräte zur Reparatur dorthin [8].

„Cradle to Cradle” ist eine von Braungart und McDonough im Jahr 2002 entwickelte Kreislaufphilosophie, die ein hergestelltes Gut bereits bei der Produktion derart konzipiert, dass es am Ende der Lebensdauer komplett wiederverwendet werden kann [5].

„Upcycling” wird eine Methode bezeichnet, die alte Dinge in neue umwandeln. Damit werden diese Dinge zu nützlichen Gegenständen umfunktioniert. Mit geeigneten Technologien und einem neuen Design können somit Gegenstände wieder- und weiterverwendet werden [4].

„Design for Recycle (DfR)” ist ein ähnlicher Ansatz, der geschlossene Kreisläufe und unendliche Nutzungszyklen für Dinge schaffen möchte. Diese Initiative startete vor ca. 25 Jahren in Washington (USA) mit dem ISRI – Institute of Scrap Recycling Industries, Washington.

Recycling

Bereits viele Stoffe wie Papier, Glas, Metalle, Plastik können rezykliert werden. Recycling hat zwei positive Effekte: Die Menge an Müll, die sonst deponiert wird, wird reduziert und die Menge an Rohstoffen aus der Erde wird ebenfalls reduziert. Damit lassen sich viele Mengen an Energie und CO₂ einsparen. Laut Bureau of International Recycling (BIR) sind die Einsparungen am größten für Aluminium und Kupfer (siehe Abb. 2).

Energetische Verwertung

In Müllverbrennungsanlagen kann Müll energetisch verwertet und entweder als Wärme genutzt oder zu Strom umgewandelt wird. Eine andere Möglichkeit zur energetischen Verwertung von Bioabfällen bieten Biogasanlagen. Dort wird durch die Vergärung von Biomasse vornehmlich Methan gewonnen, welches z. B. in einem Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung verwendet werden kann.

Zusammenfassung

Um effektiv die Umwelt und das Klima zu schützen, sind weltweit geeignete Abfallmanagementsysteme unabdingbar. Die höchste Priorität sollte hier die Müllvermeidung haben. Damit können langfristig die natürlichen Lebensgrundlagen (Boden, Luft, Wasser) auch noch für viele zukünftige Generationen erhalten bleiben.

Literatur

[1] Anthes, D. 2016: Plastikmüll im Ozean: 2050 mehr Kunststoff als Fische in den Weltmeeren. 
[2] Barbian, D. 2001: Ökonomie und Sustainable Development, Aachen
[3] Barbian, D. 2017: Our Common Waste - Solutions for a Sustainable Society, in: Plöhn, J. und Chobanov, G. (Hrsg.), Sustainability and Welfare Policy in European Market Economies, Sofia Conferences on Social and Economic Development in Europe, Volume 5, PL Academic Research, Frankfurt am Main 2016, S. 127-145
[4] Braungart, M./McDonough, W. 2002: Cradle to Cradle: Remaking the Way we Make Things, London
[5] Braungart, M./McDonough, W. 2012: Einfach intelligent produzieren – Cradle to Cradle: Die Natur zeigt, wie wir die Dinge besser machen können, Berlin
[6] Bureau of International Recycling 2009: Study on the environmental benefits of recycling, London
[7] Common, M./Stagl, S. 2005: Ecological Economics – An Introduction, Cambridge
[8] Heckl, W. 2013: Die Kultur der Reparatur, München
[9] McDonough, W./Braungart, M. 2013: The Upcycle: Beyond SustainabilityDesigning for Abundance, New York
[10] Zettler, E. R./Mincer, T. J./Amaral-Zettler, L. A. 2013: Life in the „Plastisphere”: Microbial Communities on Plastic Marine Debris, in: Environmental Science & Technology 47, S. 7137-7146

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 2020 Mai/Juni